Bramante (

[310] Bramante (eigentlich Donato d'Angelo, früher fälschlich Lazzari genannt), ital. Architekt, geb. 1444 in Fermignano bei Urbino, gest. 11. März 1514 in Rom, war ursprünglich Maler, bildete sich in Urbino unter dem Architekten Luciano da Laurana und dem Maler Piero della Francesca und später in Mantua bei Mantegna zu einer vielseitigen künstlerischen Tätigkeit aus. Von 1472–99 war er in Mailand als Architekt, Ingenieur und Maler tätig und lernte hier den lombardischen Backsteinbau kennen, den er in dem Bau der Kirche von Santa Maria delle Grazie zu höchster und edelster Entwickelung brachte. Er baute außerdem in Mailand das Querschiff von Santa Maria presso San Satiro, das Ospedale Militare, die Hauptkirche von Abbiategrasso und lieferte zahlreiche Entwürfe für Kirchen, wodurch sein an den besten Mustern der Frührenaissance gebildeter Stil über ganz Oberitalien verbreitet wurde und zahlreiche Nachahmer fand. Von Mailand aus soll er den Plan für die Cancelleria in Rom entworfen haben, wohin er 1499 übersiedelte. Die Cancelleria mit der anstoßenden Kirche San Lorenzo gilt als Bramantes Hauptwerk, gleich ausgezeichnet durch die harmonische Komposition der Fassade wie durch den klassischen Säulenhof. Die in neuerer Zeit versuchten Nachweise, daß die Cancelleria schon vor Bramantes Ankunft in Rom größtenteils vollendet gewesen sein soll, haben sich als nicht stichhaltig erwiesen. 1502 vollendete B. das elegante Tempelchen im Klosterhof von San Pietro in Montorio, 1504 den Klosterhof von Santa Maria della Pace und um 1509 das Chor von Santa Maria del Popolo. Im Dienste des Papstes lieferte B. die Pläne für die Verbindung des Belvedere mit dem vatikanischen Palast und für einen Umbau des letztern. Indessen kam sein Plan nur in der Anlage des Cortile di San Damaso zur Ausführung. Als Architekt der Peterskirche begann B. 1506 den Bau nach einem Plan, der die Gestalt eines griechischen gleicharmigen Kreuzes mit einer großen Kuppel über der Mitte hatte (s. Tafel »Architektur X«, Fig. 2–4). Doch gelang es ihm nur, den Bau so weit zu fördern, daß durch ihn die großartigen Verhältnisse des Innern festgestellt wurden. In B. vereinigen sich die durch Alberti und Leonardo da Vinci gesammelten Kräfte der Baukunst der italienischen Renaissance zur reifsten Entfaltung. Leider sind die meisten seiner Schöpfungen zu Grunde gegangen; ihr Einfluß hat jedoch die gesamte kirchliche und profane Architektur seiner Zeit beherrscht. Auch von seinen Malereien hat sich nichts Hervorragendes erhalten. Vgl. H. v. Geymüller, Die ursprünglichen Entwürfe für St. Peter in Rom (Par. u. Wien 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 310.
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