Chalon-sur-Saône

[864] Chalon-sur-Saône (spr. schalóng-ßǖr-ßon'), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Saône-et-Loire. am rechten Ufer der Saöne, auf der Dampfschiffe nach Lyon verkehren, an der Mündung des Canal du Centre, Knotenpunkt der Lyoner Bahn, hat schöne Kais, mehrere Kirchen (darunter die prächtige St.-Vincentkirche von 1386–1440), einen modernen Justizpalast und ein Denkmal des Chemikers Niepce. Über den Fluß führt zur Vorstadt St.-Laurent eine Steinbrücke (1418 – 1508 erbaut) mit fünf Bogen. Die Zahl der Bewohner beträgt (1901) 28,197. Die Industrie umfaßt insbes. Eisen- und Kupfergießerei, Maschinen- und Schiffbau, Fabrikation von Glas, Ziegeln, Hüten, Chemikalien etc. Der bedeutende Handel erstreckt sich auf Wein, Spirituosen, Getreide, Mehl, Holz, Leder, Steinkohlen und Eisen. C. ist Sitz eines Handelsgerichts und hat ein Collège, eine Zeichenschule, eine Bibliothek, eine Gemälde- und Antiquitätensammlung und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. – Zur Zeit Cäsars war C. als Cabillonum eine Stadt der Äduer, die unter römischer Herrschaft zur Blüte gelangte. Der heil. Marcellus und der heil. Valerianus starben hier 179 den Märtyrertod. Im 4. Jahrh. wurde ein Bistum hier gegründet, das zur Zeit der Revolution aufgehoben wurde. Später bemächtigten sich die Burgunder der Stadt. Im 8. Jahrh. wurde C. von den Sarazenen geplündert. Im 10. Jahrh.[864] bildete es mit seinem Gebiete die burgundische Lehnsgrafschaft Chalonnais und behielt seine eignen Grafen, bis es 1267 durch Tausch gegen Senlis und andre Ländereien an Burgund kam. 1477 fiel C. an die französische Krone. Vgl. I. Chevrier, C. pittoresque et démoli (Par. 1883); Chaumont, Histoire de C. (Chalon-sur-Saöne 1886); U. Robert, Philibert de Chalon, prince d'Orange (Par. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 864-865.
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