Enthüllungsfeier den 4., 5. und 6. September 1842

[15] »– Wie der Frühling wiederkehret

Mit frischer Kraft und Regsamkeit,

So wandelt jetzt, verjüngt, verkläret.

Der Sänger in der neuen Zeit.

Er ist den Lebenden vereinet,

Vom Hauch des Grabes keine Spur.«

»Ja, mit Fug wird dieser Sänger,

Als der Göttliche verehret.« –

Uhland.


Wie in das Leben des einzelnen Menschen manche Tage einfließen, welche als glänzende Lichtpunkte unter farblosen Tagen unverlöschlich in seinem Gedächtnisse fortbestehen – so gibt es auch in der Chronik jeder Stadt Momente, die sich mit mächtigem und nachhaltigem Eindrucke der Erinnerung einprägen, und die der Geschichtschreiber nach manchem weißen Blatte auf ein goldnes schreiben möchte. – Es sind dieß Freudenfeste von localer Bedeutsamkeit für alle Mitbürger, Feierlichkeiten, auf die ein Volk mit Stolz und Frohlocken hinblickt. Einer jener schönen Momente, die das Leben einer Stadt wie Sonnenblicke erhellen und erwärmen, war für Salzburg die Enthüllungsfeier des Standbildes Mozarts; und mit sehnlicher Erwartung sah es schon lange dem 4. September entgegen – denn es sollte ja an diesem Tage einem seiner Mitbürger die höchste Ehre zu Theil werden, die ein Mensch erlangen kann. Und zu diesem erhebenden Schauspiele waren überdieß Tausende von Freunden der Kunst und Verehrern Mozarts aus den entferntesten Ländern herbeigeeilt, um die großartige öffentliche Apotheose eines Künstlers zu schauen, und das Verklärungsfest des Meisters mitzufeiern, der starb um ewig zu leben. Und in dem Künstler, dem diese Feier galt, ehrte man zugleich auch die Kunst, und huldigte insbesonders der deutschen Musik auf eine ernste und würdige[15] Weise – so daß dieses Fest ein Kunstfest von nationaler Bedeutung ward. –

Daß man diese denkwürdige Septemberwoche weihevoll und festlich begehen wolle, sprach sich schon viele Tage vor dem Beginne der Feier in der ganz verwandelten Physiognomie Salzburgs aus – es war als wolle sich die ganze Stadt wie eine junge Braut schmücken, um den Geliebten würdig zu empfangen. Der reine wolkenlose Himmel begünstigte alle Voranstalten, und man traf auf allen Plätzen und Straßen auf ein so reges bewegtes Leben und Treiben, wie man es sonst in dem stillen Salzburg nicht gewohnt ist. Auf dem Mozartsplatze wurden Tribünen aufgeschlagen, der Michaelsbrunnen abgetragen, und der Neubau mit Kränzen und Blumengewinden decorirt; in der Residenz der Carabiniersaal für die Concerte arrangirt; in der Getreidgasse das Geburtshaus Mozarts Nro. 225 festlich geschmückt; allenthalben Häuser geputzt und Kaufläden brillanter ausgestattet. Im hohen Dome hörte man Tag und Nacht hämmern und arbeiten, indem Moosers neue große Orgel noch für die Kirchenmusiken zum Theil fertig werden mußte; im Collegiengarten exercirten die Studenten die Fackelzugmanövers, in den Casernen die Militairbanden Mozart'sche Musikstücke. Täglich fuhren zahllose Wagen durch alle Thore in die Stadt, und brachten Gäste von nah und fern. Alle Augenblicke sah man alte Freunde auf den Gassen oder bei table d'hôtes unerwartet sich begegnen und herzlich begrüßen, oder neue Bekanntschaften schließen. An allen Straßenecken standen Gruppen von Fremden und Einheimischen, um die vielen bunten Anschlagzettel zu lesen, auf denen allen der Name Mozart in Riesenbuchstaben prangte, als da waren: Mozartfestprogramme, Mozartbiographien, Mozartportraite, Mozartfestconcerte etc. An den Kaufläden sah man Mozartsbüsten, Mozartsnadeln, Mozartspfeifen, Mozartsstatuetten etc. in Menge zum Verkaufe ausgestellt. In den Gasthäusern fand man sogar Mozartszimmer, Mozartsbrot, Mozartsweine – Alles wurde auf den Namen Mozart getauft, den man täglich unzähligemal und allüberall ertönen[16] hörte, der das Losungswort dieser Tage war. Auf allen Promenaden und Plätzen trieben sich rastlos Massen von Fremden herum; in den Kunsthandlungen hörte man nur eifrige Nachfragen nach Billeten zu den Festunterhaltungen und Concerten, und fruchtlose Klagen, als diese bald vergriffen waren; da wurden Rendezvous gegeben, dort Excursionen verabredet. So ruhelos dieses Treiben war – so heiter, herzlich und freundlich war es aber auch. Es war nicht das hastige Leben und Lärmen einer Residenzstadt, wo Jeder einem anderen Interesse nachjagt – nein, hier vereinte Alle ein Interesse, Alle setzte ein schönes würdiges Ziel in Bewegung. – Nach und nach waren auch alle beim Feste mitwirkenden Künstler und Sängerinnen in Salzburg eingetroffen, und nun wurden in den letzten drei Tagen im Dome und im Concertsaale unter Neukomms, Lachners und Potts Leitung mit schönem Eifer die Musikproben gehalten, wobei sich schon Hunderte von Zuhörern einfanden, und applaudirt und bewundert wurde, wie bei den Productionen selbst. Als W.A. Mozart Sohn zur Probe seiner Festcantate kam, wurde er vom ganzen Orchester mit einer freudigen Fanfare begrüßt. Bei diesen Proben schon sah man mit wahrem Vergnügen, welch' weihevolle begeisterte Stimmung alle Künstler bestelle. So war endlich der Vorabend des 4. Septembers herangekommen. –


Der vierte September.

Die helle Morgensonne blickte freundlich und unbewölkt auf Salzburg herab, wo seit den Frühstunden zahlreiche Menschenmassen auf allen Plätzen und Straßen wogten, um ein seltenes Schauspiel zu erwarten. Es galt eine Dichterkrönung – die Verherrlichung des Tondichters Mozart. So wie man in früheren Zeiten große lebende Dichter unter dem Jubel des Volkes öffentlich mit der Lorbeerkrone bekränzte – so krönen wir jetzt uns're großen Dichter, wenn sie – todt sind. Es ist eine späte, aber[17] doch immerhin eine schöne Dankes- und Ruhmesfeier. So wurde auch Mozarts Apotheose jetzt, ein halbes Jahrhundert nach seinem Tode erst, glänzend begangen. – Nachdem schon um 6 Uhr früh der Donner des Geschützes unsere Mitbürger und die fremden Gäste an die Bedeutung des festlichen Tages gemahnt hatte, eilten alle um 9 Uhr in die majestätische Domkirche, um dem Hochamte beizuwohnen, bei dem die herrlichen Klänge der C-dur Messe des gefeierten Meisters ertönten. Ritter von Neukomm leitete den trefflichen Musikkörper, der das classische Tonwerk in ausgezeichneter Weise ausführte; die ersten Gesangsparthien hatte Mad. van Hasselt-Barth, Fräuleins Zehetmaier und Meßmer, Herr Dr. Lutz und Herr Staudigl übernommen; besonders entzückte der herrliche Gesang der Mad. van Hasselt-Barth im Agnus Dei.1 – Nach dem Hochamte setzte sich der Festzug in Bewegung, der unter Vortritt der Musikbande des Regimentes G.H. Baden, aus den Knappen des Salzbergwerkes von Hallein in ihrem Costüme, den Zünften mit ihren Fahnen, den beim Denkmal verwendeten Maurern und Steinmetzen, der Schuljugend, den Studirenden des Gymnasiums und Lyceums, dem Magistrate der Stadt Salzburg mit vorgetragenem Stadtbanner, den Zöglingen des Mozarteums mit ihren Vorstehern, den beiden Söhnen des Gefeierten, Carl und Wolfgang A. Mozart, dem Eleven des Mozarteums, der die Schenkungs-Urkunde des Mozart-Denkmales trug, dem Mozart-Comité, den Autoritäten und Honoratioren der Stadt, den Mitgliedern des Dommusikvereines, des Museums und Musikübungsvereines und den fremden Gästen, unter denen man ausgezeichnete und berühmte Männer aus den fernsten Ländern Europas sah, bestand den Schluß bildete die Musikbande des siebenten Jägerbataillons, und der ganze Zug wurde von 18 Festordnern geleitet. – Als der Festzug unter klingendem Spiele und mit flatternden Fahnen über mehrere Plätze und Straßen der Stadt und an dem[18] festlich geschmückten Geburtshause Mozarts vorüber auf dem Michaelsplatze2 angekommen war, bot dieser Platz einen überraschenden großartigen Anblick. In der Mitte von vielen Tausenden der Zuschauer, womit der Michaelsplatz und die anstoßenden Straßen übersäet waren, erhob sich riesengroß das verschleierte Standbild Mozarts, die Gestalt und Züge des Gebildes, das bald alle Herzen erheben sollte, noch mystisch von der weißen Hülle bedeckt. In dem weiten freien Raume um das Denkmal die Theilnehmer des Festzuges, auf der westlichen großen und schön verzierten Tribüne die Ehrengäste und festlich gekleidete Zuseher, auf der hohen östlichen Tribüne das Orchester- und Sängercorps, auf der nördlichen Seite des Platzes die Zünfte mit ihren vielfarbigen Fahnen, auf der südlichen Seite der große Neubau, dessen Façade mit Laubgewinden, Blumenguirlanden und bunten Teppichen geschmackvoll decorirt war, und an dessen Fenstern man Ihre Maj. die Kaiserinn-Mutter von Oesterreich, Ihre Majestäten den König und die Königinn von Baiern mit den übrigen hier anwesenden Mitgliedern des königl. Hauses, Se. Eminenz den Cardinal-Erzbischof von Salzburg, Fürst von Schwarzenberg, Se. Excellenz den Herrn Präsidenten der ob der ennsischen Landesregierung, den Herrn Patriarchen Erzbischof von Erlau, Ladislaus Pyrker, und viele andere hohe Gäste erblickte. Und dieß imposante vielbewegte Gemälde schlossen im Hintergrunde die hohen Berge Salzburgs. Nachdem nun eine dreimalige Fanfare ertönt war, trat eine feierliche Stille ein, und das in der Musikwelt längst berühmte Mitglied des Mozart-Comité's, Sigmund Ritter von Neukomm, ein Salzburger und würdiger Schüler der beiden Haydn, hielt folgende Festrede:


»Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist Mozarts Name ein europäischer Name geworden. So wie Raphael Sanzio wurde Mozart in der Blüthe seines schönen Kunstlebens hinweggerasst. Ueber Raphaels frühes[19] Grab weinte sein kunstliebendes friedliches Zeitalter. Aber Mozarts Leichenfackeln waren brennende Städte, und sein Grabgesang das Angstgeheul einer durch böse zerstörende Umtriebe erschütterten Welt! Und so verschwand der arme Sänger spurlos. – Spurlos? Nein! seine Zauberklänge tönten tröstlich fort und fort bis zu uns herüber in glücklichere Zeiten langen Friedens, denen es endlich möglich ward, das Andenken Mozart's durch ein würdiges Denkmal zu ehren. Von seiner Vaterstadt aus erging ein Aufruf an die ganze gebildete Welt und Deutschland, so weit die deutsche Zunge reicht, und Böhmen, Ungarn, Gallizien, Dänemark, Schweden und die Schweiz antworteten freundlich auf diesen Ruf, und so gelang es den vereinten wohlgeordneten Kräften, unterstützt von allgemein verehrten Künstlerhänden, Mozarts Andenken bildlich der Nachwelt zu überliefern.«

»Aber nicht uns, o Herr! nicht uns, sondern Deinem heiligen Namen allein gebührt Ehre und Ruhm.« »Dank sei Dir, von dem alles Gute kommt, daß Du diesen herrlichen Genius schufst.«

»Es falle die Hülle, und Mozarts Bild strahle fort ehrend und geehrt bis in die spätesten Zeiten.«


Bei den Schlußworten der Rede löste der Sohn des Herrn Kreishauptmanns Grafen von Chorinsky die Schnur des Mantels, die Hülle fiel – und Mozarts Erzbild trat plötzlich wie ein Riesengeist aus der geheimnißvollen Umhüllung hervor, und stand in den Sirahlen der Sonne goldglänzend wie im Verklärungsschimmer vor den Augen der von dem feierlichen Momente tief ergriffenen Menge. Es war ein ernster erhebender Anblick, die poetische Verherrlichung des Meisters, der hier geberen wurde und hier gelebt hatte, eine Apotheose des Künstlers und der Kunst, die mächtig und begeisternd auf alle Herzen eindrang,[20] und viele Augen mit Thränen der Rührung und Freude füllte. Ein allgemeiner begeisterter Jubelruf, von dem Schmettern der Trompeten, dem Schwingen der Fahnen und Freudensalven begleitet, begrüßte nun wiederholt den großen Meister, dessen Geist auf entfesselten Tonschwingen über die ehrfurchtsvoll lauschende Menge hinschwebte, als sein Sohn W.A. Mozart die Ausführung der nach Motiven des Gefeierten von diesem componirten Festcantate leitete, die von den zahllosen Zuhörern mit lautem Enthusiasmus aufgenommen wurde. Hierauf übergab der Herr Kreishauptmann und Präses des Comités, Graf von Chorinsky, der Stadt Salzburg die Schenkungsurkunde des Denkmales3 mit nachstehender Rede:
[21]

»Das Standbild des unsterblichen Mozart steht nunmehr enthüllt vor unseren Augen – ein Denkmal – dem großen Meister in seiner Geburtsstadt von der zahllosen Menge seiner begeisterten Bewunderer geweiht. Seine Schöpfungen sind ein Gemeingut aller Nationen geworden, aber mit gerechtem Stolze blickt Salzburg zu dem erhabenen Standbilde seines gefeierten Mitbürgers empor, dessen hoher Genius solche unsterbliche Werke schuf. – Mit dem heutigen Tage hat dasComité die ihm so ehrenvoll anvertraute Aufgabe gelöst, und ich habe nunmehr im Namen und Austrage desselben die Ehre, das dem unsterblichen Meister unter dem väterlichen Schutze unseres allergnädigsten Kaisers errichtete Denkmal durch die gegenwärtige Urkunde dem versammelten Stadtvorstande als ein unveräußerliches Eigenthum dieser Stadt mit dem Wunsche zu übergeben, daß es stets als eine wahre und hohe Zierde derselben geehrt und bewahrt werden möge.« –


Nachdem dann der Herr Bürgermeister Lergetporer die[22] Urkunde übernommen, dankte er im Namen der Stadt mit folgenden Worten:


»Für eine Gabe von so ausgezeichnetem Werthe kann auch der Dank nur ein unbegränzter sein. Mozarts Vaterstadt erkennt die ganze Größe dieses feierlichen Actes, und ehret sich nur selbst, wenn sie über die Erhaltung dieses Monumentes wacht.«

»Und somit sei vorerst der ehrfurchtsvollste Dank Sr. Majestät, unserem allergnädigsten Kaiser gebracht, unter dessen mildem Scepter Künste und Wissenschaften sich des gnädigsten Schutz's erfreuen.«

»Dem löblichen Comité danke ich im Namen der Stadt nicht nur für dieses kunst- und werthvolle Geschenk allein, sondern auch für die mühevolle Sorge und Leitung, welche dasselbe der Errichtung dieses Standbildes weihte.«

»Auch für jene Künstler, deren Genius aus diesem Standbilde so lebendig spricht, und für Alle, welche dieser Feier ihre Mitwirkung schenken, muß unser Dank so wahr als groß sein, und eben so innig lebt er auch in uns für alle Kunstverehrer und Gäste des In- und Auslandes, deren Opfer sich hier zum schönen Denkmal vereinten, und die mit ihrer Gegenwart ein Fest verherrlichen helfen, welches den Stolz Salzburg's aus seinen unsterblichen Mozart nur noch mehr erhöht.«


Zum Schlusse der Enthüllungsfeier ertönte von der Orchestertribüne herab der herrliche Marsch aus Mozarts »Titus,« mit einigen passenden Versen als Chor arrangirt. Dieses Tonwerk, unter der Leitung des Capellmeisters des Mozarteums, Hrn. Taux, machte auf die versammelte Menge eine solche Wirkung, daß es unter allgemeinem Jubelruf wiederholt werden mußte; und damit endete das wahrhaft erhebende Schauspiel der Enthüllung des Standbildes Mozarts. –[23]

Den Nachmittag brachten die fremden Gäste mit Besichtigung der Festung Hohen-Salzburg und der vorzüglichsten unter den so reizenden Höhenpuncten der Stadt zu, um dann von diesem herrlichen Naturgenusse zu dem ausgezeichneten Kunstgenusse des Abendconcertes zu eilen.

Schon lange vor 7 Uhr war der große, mit vielen hundert Wachskerzen brillant beleuchtete Carabiniersaal der k.k. Residenz mit fast 2000 Zuhörern gefüllt, deren elegante Toilette, die hohen Räume des Concertsaales, der blendende Schimmer der vielen Lichter und das amphitheatralisch-aufsteigende Orchester einen höchst überraschenden Anblick gewährten. Um 7 Uhr begann das Festconcert unter der ausgezeichneten Leitung des k.b. Hofcapellmeisters, Hrn. Franz Lachner, mit der Ouverture zur Oper »Titus«; worauf der k.k. Hofschauspieler, Hr. Heinrich Anschütz, folgenden von seinem Bruder Eduard Anschütz gedichteten Prolog so begeistert als begeisternd sprach:


»Willkommen Alle, die herbeigeströmt

Von nah und fern, aus ihrer Heimath Gauen!

Im Namen dieser schönen Alpenstadt

Heiß' ich willkommen Euch – ein Fremdling selber –

Die fremden Gäste. – – Doch ihr seid nicht fremd;

Denn wie die Losung in der Heereswoge

Den Waffenbruder schleunig lehrt erkennen,

So schallt ein Ruf aus Eurem Munde auch,

Der schnell befreundet, die sich nie geseh'n.

Dieß Wort heißt Mozart! – gar ein reicher Klang,

An Großes mahnend, was der Mensch vermag,

Wenn er sich aufschwingt aus dem Erdenstaube.

Den Schöpfer nennt er süsser Harmonien,

Den Zauderer, der oft des Lebens Last

Uns tragen half in kummervollen Stunden.

Und lauter tönet heut', wie nie zuvor,

Der Wiederhall in uns'rer frohen Brust,[24]

Die wir vereint an jener Stätte weilen,

Wo einst des Meisters kleine Wiege stand.

Zwar stammt der Funke, den Er in sich trug,

Von oben her, aus höh'rer Lichtesquelle,

Allein der Ort, der Ihn geboren, fachte

Die Gluthen an, mit manchem Liebeshauch.

Hier, wo aus heiter'm, reitzbegabten Thale,

Der Berge Rund sich majestätisch hebt,

Aufragend in des Himmels dunkle Bläue –

Hier mußte wohl des Knaben reger Geist,

In Gottes großem Bildersaal genährt,

Für lieblich Schönes und Erhab'nes reifen.

D'rum laßt auch uns den Boden, den Natur

Und Kunst geweiht – wie's echten Pilgern ziemt –

Mit ernstem Sinn' und Ehrfurcht nur betreten.


Doch ist's ein freudig Fest, das wir begehen:

Getilgt ward endlich eine Ehrenschuld,

Auf uns vererbt noch aus der Väter Zeit.

Nicht länger wahren Mozarts theure Züge

Nur enge Kreise – allem Volk zur Schau,

Auf offnem Markte prangen sie aus Erz;

Von würd'ger Hand geformt, an würd'ger Stelle,

Die ein prophetisch Ahnen ausgewählt.

Denn aufgerissen, gab der Erde Schooß

Den tausend Jahr verhehlten Raub zurück;

Ein altes Kunstwerk trat aus seinem Grabe,

Dem jüngern weichend, daß des Meisters Bild

Fortan auf classisch heil'gem Grunde throne,

Wie's dem Verdienst gebührt, mit vollem Recht.

Dort steht es nun, und dauernd mag es stehen,

So lang ein Stein von Salzburgs Mauern hält,

Die vor Juvaviens, der Römerstadt,

Beklagenswerthem Loos auf immerdar[25]

Des Doppeladlers starker Fittig schirmt.

Und ob der Menge launenvolle Gunst,

Die oft den Gott im Götzen nur erblickt,

Bekanntes schmähend, nach dem Neuesten greife,

Wird Mozarts Ruhm doch stets gefeiert bleiben,

Wo edle Herzen warmes Blut durchwallt,

Und gleich der Lyra, die am Sternenhimmel

Allnächtlich strahlt, mit nie erlosch'nem Glanz,

Wird auch sein Saitenspiel durch's Dunkel strahlen

Ergrauter Tage, noch in später Zeit;

Denn unvergänglich lebt in seinen Tönen

Der reinste Geist des Wahren und des Schönen!« –


Der treffliche Mime Anschütz trug diesen Prolog so meisterhaft vor, daß er ihn auch bei dem zweiten Concerte auf die stürmischen enthusiastischen Acclamationen des Publicums hin wiederholen mußte.

Hierauf folgten: Mozarts D-moll-Concert für Pianoforte, vorgetragen von W.A. Mozart Sohn; die Arie der Donna Anna aus der Oper »Don Juan«, gesungen von Mad. van Hasselt-Barth; die Symphonie inG-moll; in der zweiten Abtheilung: die Baßarie aus der »Hochzeit des Figaro«, vorgetragen von Herrn Staudigl; Quintett aus der Oper: »cosi fan tutte«, gesungen von Mad. van Hasselt-Barth, Demoiselle Meßmer, Herrn Dietz, Herrn Staudigl und Herrn Reisinger; Adagio für Violoncell, ausgeführt von Herrn Joseph Menter; Arie aus der »Zauberflöte«, vorgetragen von Herrn Dietz; Terzett aus der Oper: »cosi fan tutte«, gesungen von Mad. van Hasselt-Barth, Dem. Meßmer und Herrn Staudigl; und zum Schlusse der Chor: »Pignus futurae gloriae.« – Daß alle diese herrlichen Tonwerke Mozarts in würdiger und ausgezeichneter Weise vorgeführt wurden, dafür bürgt wohl der Name des Dirigenten, so wie die Namen der in der Kunstwelt hochberühmten Künstler und die allgemeine Begeisterung, womit das Publicum dieselben ausnahm. Besonders war in Bezug auf das Fest die schöne Clavierproduction[26] des Sohnes des gefeierten Meisters interessant, dessen eingelegte Cadenzen nebstbei seine Gewandtheit als Tonsetzer und sein tiefes Erfassen des Mozart'schen Styles darlegten. – Es war die reinste schönste Opfergabe, wel che die Pietät des Sohnes und Künstlers dem Genius des Vaters und Meisters darbringen konnte. – Am hinreißendsten sang Mad. van Hasselt-Barth im Quintett aus »cosi fan tutte«; die Erinnerung an ihren treuen, empfindungsglühenden, poetischen Vortrag dieses wunderbar schönen Tonstückes wird jedem Zuhörer die frischeste unvergeßlichste Reminiscenz dieser Festconcerte bleiben – welch' Zauber lag doch in den wenigen einfachen Tönen des »addio!« – es waren gesungene Thränen. – Auch Fräulein Meßmer entfaltete eine herrliche Stimme und schönen Vortrag, und der treffliche Säuger Dietz durchwegs einen kunstdurchbildeten gefühlvollen Gesang. – Der ausgezeichnete Künstler Menter spielte das Adagio (für die Clarinette geschrieben, aus einem Quintette Mozarts) auf dem Violoncelle so gewissenhaft, mit so echtdeutschem Gemüthe, solcher Tonschönheit und solchem Adel des Vortrages, wie man sie jetzt selten mit seiner Virtuosität vereint findet. – Auf das Uebrige komme ich noch später zu sprechen. – Nach dem Concerte wurde von den Studirenden des Gymnasiums und Lyceums auf dem Michaelsplatze ein Fackelzug ausgeführt, wobei der Buchstabe M. vor dem Denkmale dargestellt wurde, und die Harmoniemusik Mozart'sche Melodien erklingen ließ. Vorher hatte man die Statue mit bengalischem Feuer beleuchtet, und das auf der Festung befindliche Orgelwerk, das Horn, ertönen lassen. Hierauf wurde beistehende, von dem gefeierten Dichter Ladislaus Pyrker unter dem Titel: »Oesterreich« gedichtete, und von Ritter von Neukomm in Musik gesetzte Hymne vom Chore gesungen:


Heil dir, o theures Vaterland!

Dir will, zum frohen Zeichen,

Stets Ruhm und Glück, aus voller Hand,

Der Herr des Weltalls reichen;[27]

Denn er hat dir auf jeder Flur

Geschmückt die herrliche Natur,

Und treue Völker leben,

Dich froh dort zu erheben!


Voller Chor.


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!


Ein Meer von Aehren wogt im Wind

Durch deine Zauberauen,

Und goldenglühende Früchte sind

In Gärten rings zu schauen.

Da grünt die Flur, dort rauscht der Wald,

Wo laut der Vögel Sang erschallt,

Und Rebenhügel winken,

Wie schön die Trauben blinken.


Voller Chor:


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!


Die Schiffe gleiten munter fort

Auf Flüssen, Ström' und Seen,

Wo zahllos hin an ihrem Bord

Die Städt' und Burgen stehen,

Und so ringsher im ganzen Land,

Indem des Menschen Geist und Hand

Gewußt nach allen Seiten

Sich Wohlstand zu bereiten.


Voller Chor:


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!
[28]

Wohl hast du viele Völker hier

Vereint im Bruderbunde;

Doch alle hielten fest zu dir,

Droht' einst Gefahr die Stunde,

Und also wird's hier immer sein:

Denn wahre Liebe, fest und rein,

Wird in dem Reiche wohnen,

Wo Väter-Herrscher thronen!


Voller Chor:


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!


Auf- solltest du, von edlem Blut,

In Deutschlands Völkern ragen;

Als Markmann führtest du die Huth

Schon dort in Roma's Tagen,

Und immer stand'st du kühn im Feld,

Und gabst noch Muth der bangen Welt,

Als auf den Höhen, da oben,

Dein Bergvolk sich erhoben.


Voller Chor:


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!


Und ha, wie hat, so lieb und werth,

Im holden Reich der Töne,

Die Huld des Himmels dir bescheert,

Die auserwählten Söhne?

Dein Mozart, Haydn, für und für,

Vor aller Welt zur Zierde dir!

Auch laßt uns Schubert preisen

Ob seiner Zauberweisen.
[29]

Voller Chor:


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!


D'rum herrsch' in dir der heit're Sinn:

Er ist dein schönstes Eigen,

Und wird für immer zum Gewinn

Sich deinem Volke zeigen,

Das sich zu Lieb' und Treu' verband

Für Glauben, Fürst und Vaterland.

Es soll in Ruhm und Ehren

Dein Segen ewig währen!


Voller Chor:


Hoch, Oesterreich, hoch,

Es lebe hoch!


Später wurde diese schöne Hymne vor dem glänzend beleuchteten Geburtshause Mozarts abermals ausgeführt, nachdem sich der Fackelzug und eine ungeheure Menschenmenge über die Plätze der Stadt ebendahin begeben hatte. Und somit schloß der für Salzburg unvergeßliche Tag der Enthüllung des Mozart-Monumentes. –


Der fünfte September.

Der Morgen dieses Tages versammelte alle Freunde der Tonkunst und Mozarts zu einer ernsten ergreifenden Feier in der Cathedrale; es wurde dem großen Meister das schönste erhebendste Todtenopfer gebracht – sein letztes Meisterwerk, das Requiem, dieses wunderbare Tongedicht voll Himmelsahnung und echtchristlicher Versöhnungshoffnung, worin er bald durch den überirdischen Posaunenruf des »tuba mirum spargens sonum« jede Brust[30] erschüttert, bald durch schmerz- und sehnsuchtsvolle Harmonien Kreuz und Palme in die wunden Heizen pflanzt. Um den glänzend beleuchteten Catafalk herum standen Mozarts Verehrer tief ergriffen, um andachtsvoll seinen Himmelsklängen zu lauschen und dem erhabenen Genius im Geiste ihre bewundernde Huldigung darzubringen. Das Meisterwerk wurde aber auch unter R.v. Neukomms Leitung der bedeutungsvollen Feier würdig und mit einer Vollendung und Weihe ausgeführt, wie man es wohl sehr selten hören wird, Mad. van Hasselt-Barth, Dem. Zehetmaier, die Herren Staudigl und Lutz trugen in erhebender Weise ihren Künstlerzoll an den großen Tondichter ab. Neu und von überraschender Wirkung war es, daß das Posaunensolo im »tuba mirum« von drei Posaunen unisono, und die Begleitung, statt sonst üblicher Posaune oder Fagott, vom Althorn vorgetragen wurde. Die Orgel spielten bei der C-Messe und dem Requiem abwechselnd Herr Hofcapellmeister Lachner und der Claviervirtuose P. Cavallo aus München.

Nach dem Requiem wurde dem großh. oldenburgischen Hofcapellmeister Herrn August Pott, welcher mit Eifer und Energie die ersten Schritte zur Errichtung des Mozart-Denkmales gethan hatte, auf dem Rathhause das Diplom des Ehrenbürgerrechtes von Salzburg übergeben, so wie auch die ausgezeichneten, und um das Monument hochverdienten Künstler, Herr Professor Ludwig Schwanthaler und Herr Inspektor Johann Stiegelmaier aus München, in die Reihe der Ehrenbürger der hiesigen k.k. Kreishauptstadt aufgenommen worden waren.

Nachmittags zog ein geschmackvoll arrangirtes Volksfest mit einer Schifferwettfahrt und einem Alpenzuge, die Heimkehr der Aelpler nach vollendeter Abtristung darstellend, eine zahlreiche Menschenmasse nach dem nahen Schlosse Leopoldskron mit seinem malerisch gelegenen kleinen See.

Abends waren wieder die großen beleuchteten Räume des Carabiniersaales der k.k. Residenz von der zuströmenden Menge überfüllt,[31] welche die herrlichen Tonwerke Mozarts mit jubelndem Entzücken aufnahm. Dieses zweite Festconcert brachte unter der besorgten Leitung des großh. oldenburg. Hofcapellmeisters H.A. Pott folgende Compositionen Mozarts in ausgezeichneter Darstellung: die Ouverture zur »Zauberflöte«; Sopranarie aus der Oper: »die Entführung aus dem Serail«, vorgetragen von Mad. van Hasselt-Barth; Octett für Blasinstrumente, ausgeführt von den Herren Vitzthum, Jelinek, Faubl, Bärmann, Brand, Braun, Sendelbeck und Janatka; Baßarie mit obligatem Contrabaß, vorgetragen von Herrn Staudigl und Herrn, August Müller; Duett für Sopran und Tenor aus der Oper: »die Entführung aus dem Serail«, gesungen von Mad. van Hasselt-Barth und Herrn Dietz; Tenorarie aus derselben Oper, vorgetragen von Herrn Dietz; Baßarie mit Chor aus den »Zauberflöte«, gesungen von Herrn Staudigl. In der zweiten Abtheilung sang Mad. van Hasselt-Barth die Romanze aus der Oper: »Figaro«, dann mit den Herren Dietz und Staudigl ein Terzett aus der »Zauberflöte«; Herr Staudigl die Arie: »in diesen heiligen Hallen« aus derselben Oper; und den Schluß machte die imposanteC-dur Symphonie. – Solche Tonwerke in so herrlicher Ausführung, wie sie hier durchgehends geboten wurde, mußten das Publicum wiederholt zu dem feurigsten Enthusiasmus hinreißen, das dabei den Meister und die Künstler würdigen und bewundern lernte.

Auch in diesem Concerte war wieder, wie immer, Mad. van Hasselt-Barth durch ihre tief zum Herzen dringende Stimme und die Virtuosität und Kunstvollendung ihres Vortrages die hervorragendste Erscheinung. – Ein musikalisches Curiosum war Mozarts Baßarie mit obligatem Contrabaß, vom wackern Sänger Staudigl und dem Kammermusiker August Müller aus Darmstadt vorgetragen. Müller, einer der ersten lebenden Contrabassisten entwickelte im Solo eine selt'ne Schönheit, Zartheit und Fülle des Tones und eine staunenswerthe Technik, ohne dem Charakter seines Instrumentes untreu zu werden, so wie sein Orchesterspiel durchgreifend wirksam und echtkünstlerisch war. – Auch[32] Herr Dietz zeigte wieder den gefühlstiefen empfindungsvollen Sänger. – Auf die trefflichen Leistungen des Orchesters komme ich noch in der Folge zurück. –

Von dem hohen Kunstgenusse befriedigt und entzückt eilte dann die Menschenmenge nach dem Michaelsplatze, um nochmals das schöne Schauspiel der Beleuchtung des Mozart-Denkmales zu genießen.

Der sechste September.

Früh Morgens machte eine zahlreiche Gesellschaft von Künstlern und fremden Gästen einen Ausflug nach Hallein, um den durch seine herrlichen Fernsichten und sein uraltes Salzbergwerk berühmten Dürrenberg zu besteigen. Nachdem dort Alle Bergmannstoilette gemacht hatten, hielt Herr Bergrath von Müller an die heitere Versammlung eine höchst interessante Rede über die Geschichte und den Bau des Halleiner Salzbergwerkes, worauf die ganze Gesellschaft in fröhlicher Stimmung den unterirdischen Wunderbau befuhr, der glänzend beleuchtet war, und an den Ufern des Stygischen Sees im Innern des Berges vom freundlichen Hörnerschall und Knappenchor empfangen wurde. – Wer nicht an dieser Parthie Theil nahm, fuhr nach dem k.k. Lustschlosse Hellbrun, um sich an den schönen Prospekten von dem Parke und der Anhöhe aus und an den überraschenden Wasserkünsten zu ergötzen.

Nachmittags folgte du Elite der Gesellschaft und der Künstler einer Einladung Sr. Eminenz des Cardinal-Erzbischofs, Fürst Schwarzenberg, nach dessen reizender Villa Aigen. Der schönste Sommerabend erhöhte die Annehmlichkeit der heitern Promenade in dem weltberühmten Parke, bei welcher der hohe Kirchenfürst mit seiner bezaubernden Freundlichkeit und Herablassung,[33] die ihm alle Herzen gewinnt, seinen Gästen die herrlichsten Punkte der Anlage und die wahrhaft himmlischen Prospektive in die großartige Alpenwelt und in das pittoreske Salzachthal zeigte. Nachdem wir von dem entzückenden Naturschauspiele in die Villa zurückgekehrt waren, wurden uns hier während dem Goûter wieder reiche Kunstgenüsse gebeten. So hatten wir dabei Gelegen heit, den hinreißenden Gesang der Mad. van Hasselt-Barth auch in einigen modernen Compositionen zu bewundern, unter andern in der schönen ersten Arie aus Hovens »Johanna d'Arc«, vom Componisten selbst am Clavier begleitet, und in ein paar Liedern von Gustav Barth. Auch die beiden ausgezeichneten Künstler Eisner und Braun spielten mit meisterlicher Virtuosität und empfindungsreichem Vortrage einige Solostücke, ersterer auf dem Horn, letzterer auf dem Fagotte; so wie der treffliche Mime Anschütz Schillers »Kraniche des Idykus« begeistert und ergreifend deklamirte. –

Von Aigen eilte man Abends nach Salzburg zurück, um auf dem in den Museumssälen brillant arrangirten Festballe die noch anwesenden Kunstcelebritäten, interessante Fremde und Bekannte und die schönen Damen Salzburgs zu sehen, wo sich die zahlreiche Gesellschaft in heiterer Stimmung mit Conversation und Tanz die Nacht hindurch amüsirte, und so das schöne ewig denkwürdige Fest auf fröhliche Weise beschloß.


Der siebente September.

Um die Freude und Theilnahme an diesem nationalen Feste noch mehr auszudehnen und es noch weiter zum Volksfeste zu gestalten, hatten die Bürger, außer dem auf der bürgerlichen Schießstätte bereits am 5. d.M. begonnenen großen Scheibenschießen, als Nachfeier für diesen Tag ein Pferderennen veranstaltet; und so sah man Nachmittags bei dem herrlichsten Wetter Tausende von Menschen nach der Neuhauserwiese hinausströmen. Alle[34] umgebenden Berge und Hügel waren mit bunten Gestalten wie mit farbigen Blumen besäet, so daß das ganze Rundgemälde ein vielbewegtes reizendes Bild darbot. Das Pferderennen selbst bildete in der Mitte des weiten Feldes ein interessantes heiteres Schauspiel; und so machte diese Zugabe zum Mozartsfeste einen ganz erfreulichen Eindruck. –

1

Die näheren Bezeichnungen der Künstler und Künstlerinnen in Hinsicht auf ihre Titel etc. sind in der beigefügten Liste aller beim Feste Mitwirkenden enthalten.

2

Jetzt wohl »Mozartsplatz.«

3

Die Schenkungsurkunde lautet folgendermossen:

»Nachdem die Vorstände des hiesigen Museums mit hoher Bewilligung im Jahre 1836 ein Comité constituirt haben, um Wolfgang Amadeus Mozart hier in seiner Vaterstadt ein Denkmal zu errichten;«

»Nachdem zahlreiche, aus den deutschen Landen insbesonders eingegangene Beiträge hinreichende Mittel für ein kolossales in Erz gegossenes Standbild geliefert haben;«

»Nachdem dieses Standbild von Ludwig Schwanthaler in München modellirt, von Johann Baptist Stiegelmaier in München gegossen, und auch durch den Letztern aufgestellt worden ist;«

»Nachdem solches mit hoher Bewilligung auf dem der Stadtgemeinde Salzburg gehörigen Michaelsplatze heute enthüllt worden ist;«

»Nachdem endlich das im Jahre 1836 constituirteComité für die Errichtung des Mozart-Denkmales zu Folge eines Beschlusses desselben im Jahre 1841 viele neue Mitglieder sich beigesellt hat, so daß es nun aus den hiernach Unterzeichneten besteht –«

»So erklären und beurkunden wir Unterzeichnete hiemit:«

»Daß wir dieses Standbild und Denkmal der Stadtgemeinde Salzburg als ewiges und unveräußerliches Eigenthum übergeben, unter der Bedingung und Veraussetzung, worüber wir uns im Namen derjenigen, welche zur Stiftung dieses Denkmales beigetragen haben, von dem verehrlichen Stadtmagistrate als der die Stadtgemeinde Salzburg vertretenden gesetzlichen Behörde eine rechtsverbindliche Zusicherung erbethen haben, daß:

1. Der Stadtmagistrat im Namen der Stadtgemeinde Salzburg dieses Standbild und Denkmal als ewiges und unveräußerliches Eigenthum übernehme;

2. Daß dieses Standbild und Denkmal auf dem Platze, auf dem es errichtet worden, für alle Zukunft stehen bleibe, und daß es nur in dem Falle einer äußersten und unabweisbaren Nothwendigkeit von demselben entfernt und auf einen andern der Stadtgemeinde gehörenden Platze aufgestellt werden dürfe;

3. Daß der Stadtmagistrat jetzt und in Zukunft dieses Denkmal in dem Zustande, in welchem es demselben übergeben worden, erhalte, und demselben denjenigen besondern Schutz und diejenige Fürsorge angedeihen lasse, welche ein solches eine Hauptzierde der Stadt bildendes Kunstwerk verdient.

Wir haben die gegenwärtige Urkunde in drei Exemplaren ausgefertigt, und haben dagegen auch drei Exemplare der von uns erbetenen Versicherungsurkunde erhalten. Von beiden Urkunden übergeben wir je ein Exemplar der k.k. Lyceal-Bibliothek, dem städtischen Archive, dem hiesigen Museum, mit der Bitte, solche zum ewigen Gedächtnisse aufzubewahren.« –

Unterzeichnet von:

Gustav Graf Chorinsky, Freiherr von Ledske, k.k. Regierungsrath und Kreishauptmann, als Präses des Comités.

I.H. Löwe, Doctor und k.k. Professor der Philosophie, als Secretär des Comités,

und den 25 Mitgliedern des Comités.

»Salzburg, den 4. September 1842.«

Quelle:
Ludwig Mielichhofer: Das Mozart-Denkmal zu Salzburg und dessen Enthüllungs-Feier im September 1842. Salzburg 1843, S. 15-36.
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