125. O. Jahn.

[228] Salzburg 10. Mai 1779.

Liebstes bestes schönstes liebenswürdigstes, reizendstes, von einem unwürdigen Vetter in Harnisch gebrachtes Bäschen oder Violoncellchen!

Ob ich Johannes Chrysostomus Sigismundus Amadeus Wolfgangus Mozartus wohl im Stande sein werde, den Ihre reizende Schönheit (visibilia und invisibilia) gewiß um einen guten Pantoffelabsatz erhöhenden Zorn zu stillen, mildern oder zu besänftigen ist eine Frage, die ich aber auch beantworten will. Besänftigen will 1mo soviel sagen als Jemand in einer Sänfte sanft tragen, – ich bin von Natur aus sehr sanft und einen Senft esse ich auch gern, besonders zu dem Rindfleisch, – mithin ist es schon richtig mit Leipzig, obwohl der Mr. Feigelrapée durchaus behaupten oder vielmehr beköpfen will, daß aus der Pastete nichts werden soll, und das kann ich ja ohnmöglich glauben; es wäre auch nicht der Mühe werth daß man sich darum bückte; ja, wenn es ein Beutel voll Conventionskreuzer wäre, da könnte man so etwas endlich aufklauben, heben oder langen – darum wie ich gesagt habe, ich könnte es nicht anders geben. Das ist der nächste Preis, handeln lasse ich nicht, weil ich kein Weibsbild bin und hiemit holla! Ja, mein liebes Violoncellchen, so gehts[228] und stehts auf der Welt, der eine hat den Beutel und der andere das Geld, und wer beides nicht hat, hat nichts und nichts ist soviel als sehr wenig und wenig ist nicht viel, folglich ist nichts immer weniger als nicht wenig, und viel immer mehr als wenig, und – so ist es, so war es und so wird es sein. Mach ein End dem Brief, schließ ihn zu und schick ihn fort an End und Ort.

Dero gehorsamster unterthänigster Diener.

Latus, hinüber, V. S.

P. S. Ist die Böhmische Truppe schon welk – sagen Sie mirs, meine Beste, ich bitte Sie ums Himmels willen – ach! sie wird nun im Ueben sein, nicht wahr? O überzeugen Sie mich dessen, ich beschwöre Sie bei allem was heilig ist – die Götter wissen es, daß ich es aufrichtig meine! Lebts Thüremichel noch? Wie hat sich Probst mit seiner Frau vertragen? Haben sie sich schon gekriegt beim Kragen? Lauter Fragen!


Eine zärtliche Ode.59


Dein süßes Bild, o Bäschen,

schwebt stets um meinen Blick;

allein in trüben Zähren

daß Du es selbst nicht bist.

Ich seh' es, wenn der Abend

mir dämmert; wenn der Mond

mir glänzt, seh ichs – und weine,

daß Du es selbst nicht bist.

Bei jenes Thales Blumen,

die ich ihr lesen will,

bei jenen Myrthenzweigen,

die ich ihr flechten will,

beschwör ich Dich Erscheinung:

auf und verwandle Dich:

verwandle Dich Erscheinung

und werd – o Bäschen selbst!


Finis coronat opus

S. V.

P. T.


Edler von Sauschwanz.[229]

Mein und unser aller Empfehlung an Ihren Hrn. Hervorbringer und Frau Hervorbringerin. Adieu Engel! Mein Vater gibt ihm seinen onkelischen Segen und meine Schwester gibt ihm tausend cousinische Küsse. Adieu – adieu – Engel!

Mit nächster Ordinaire werde ich mehr schreiben und zwar etwas recht Vernünftiges und Nothwendiges. Und bei diesem hat es sein Verbleiben bis auf weitere Ordre. Adieu – Adieu – Engel!60

59

Nach Klopstocks »Dein süßes Bild, Ebone«.

60

Diese Worte sind rund um eine flüchtig hingezeichnete Caricatur eines Gesichts geschrieben.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 228-230.
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