206. Mozarteum.

[384] Wien 5. Oct. 1782.

Ich kann auch nichts als die Hauptsache beantworten, weil ich erst diesen Augenblick Ihren Brief erhalten, woraus ich leider das Gegentheil von dem was ich vermuthen konnte, ersehen mußte. Ich war selbst beim Hr. Baron v. Riedesel, welcher ein charmanter Mann ist, und versprach ihm (voll Vertrauen daß die Oper schon beim Abschreiben sein wird) sie ihm zu Ende dieses Monats oder längstens zu Anfang Novembers zu liefern. Ich bitte Sie also zu sorgen daß ich sie bis dahin haben kann. Um Ihnen aber alle Sorge und Bedenklichkeit zu nehmen, die ich mit dankbarstem Herzen als einen Beweis Ihrer väterlichen Liebe verehre, so kann ich Ihnen nichts Ueberzeugenderes sagen, als daß ich dem Hrn. Baron recht sehr verbunden bin, daß er die Oper von mir und nicht vom Copisten begehrt hat, von welchem er sie alle Stunde um baares Geld hätte haben können; und überdies wäre es mir sehr leid, wenn mein Talent mit einmal bezahlt werden könnte – besonders mit hundert Ducaten! – Ich werde dermalen (nur weil es nicht nöthig ist) niemanden nichts sagen. Wird sie, wie ganz zuverlässig (und welches mir auch das Liebste dabei ist) aufgeführt, so wird man es[384] ganz sicher erfahren, mich aber deswegen meine Feinde nicht auslachen, mich nicht als einen schlechten Kerl behandeln und mir nur gar zu gern eine Oper zu schreiben geben wenn ich nur will; – welches letztere ich aber schwerlich wollen werde. Denn – ich werde eine Oper schreiben, aber nicht um mit hundert Ducaten zuzusehen wie das Theater in 14 Tagen dadurch viermal so viel gewinnt; – sondern ich werde meine Oper auf meine Unkosten aufführen, in drei Vorstellungen wenigstens 1200 Fl. machen, – und dann kann sie die Direction um 50 Ducaten haben; wo nicht, so bin ich bezahlt und kann sie überall anbringen. Uebrigens hoffe ich, werden Sie noch niemals einige Spur von Neigung zu einer schlechten Handlung bei mir bemerkt haben. Man muß keinen schlechten Kerl machen, – aber auch keinen dummen, der andern Leuten von seiner Arbeit, die ihm Studium und Mühe genug gekostet hat, den Nutzen ziehen läßt und allen fernern Anspruch darauf aufgibt.

Gestern ist der Großfürst angekommen. – Nun ist schon der vornehme Claviermeister für die Prinzessin benannt. Ich darf Ihnen nur seine Besoldung nennen, so werden Sie auch leicht daraus die Stärke des Meisters schließen können: 400 baare Gulden. Er heißt Summerer. – Wenn es mich verdrießen könnte, so würde ich das Möglichste thun um es mir nicht merken zu lassen; so aber darf ich mich Gott Lob und Dank nicht verstellen, weil – mich nur das Gegentheil verdrießen könnte und ich natürlicher Weise eine abschlägige Antwort hätte geben müssen, welches immer unangenehm ist, wenn man sich in dem traurigen Fall befindet sie einem großen Herrn thun zu müssen. – Ich bitte Sie noch einmal um die möglichste Eilfertigkeit wegen der Copiatur meiner Oper. –

P.S. Mein liebes Weib küßt Ihnen die Hände. – Das Kreuz welches meine Schwester von der Baronin Waldstädten bekommen, haben wir den Tag vorher, ehe sie es ihr schickte, gesehen. Ich habe heute mit dem Postwagen 5 Bücher 12 liniirtes Papier abgeschickt. – Ob und wann die Baronin auf das Land geht, wissen wir und vielleicht auch sie selbst[385] noch nicht. Sobald ich es aber wissen werde, so werde ich es Ihnen sogleich schreiben. Adieu.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 384-386.
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