205. A. Artaria in Wien.

[382] Allerliebste, Allerbeste, Allerschönste,

Vergoldete, versilberte, und verzuckerte

Wertheste und schätzbarste

Gnädige Frau

Baroninn!80

Hier habe ich die Ehre Euer Gnaden das bewußte Rondo sammt den 2 Theilen von den Comedien und dem Bändchen Erzählungen zu schicken. Ich habe gestern einen großen Bock geschossen! – Es war mir immer als hätte ich noch etwas zu sagen – allein meinem dummen Schädel wollte es nicht einfallen! Und das war mich zu bedanken, daß sich Euer Gnaden gleich so viele Mühe wegen dem schönen Frack gegeben[382] – und für die Gnade, mir solch einen zu versprechen! – Allein mir fiel es nicht ein; wie dies dann mein gewöhnlicher Fall. – Mich reut es auch oft, daß ich nicht anstatt Musik die Baukunst erlernt habe, denn ich habe öfters gehört, daß derjenige der beste Baumeister sei, dem nichts einfällt. – Ich kann wohl sagen, daß ich ein recht glücklicher und unglücklicher Mensch bin! – Unglücklich seit der Zeit da ich Euer Gnaden so schön frisirt auf dem Ball sah! – denn – meine ganze Ruhe ist nun verloren! – nichts als Seufzen und Aechzen! – Die übrige Zeit die ich noch auf dem Ball zubrachte, konnte ich nichts mehr tanzen, – sondern sprang; das Souper war schon bestellt – ich aß nicht, – sondern ich fraß, – die Nacht durch anstatt ruhig und sanft zu schlummern – schlief ich wie ein Ratz und schnarchte wie ein Bär! – und (ohne mir viel darauf einzubilden) wollte ich fast darauf wetten, daß es Euer Gnaden à proportion eben auch so ging! – Sie lächeln? – werden roth? – o ja – ich bin glücklich! – mein Glück ist gemacht! – Doch ach! wer schlägt mich auf die Achseln? – wer gukt mir in mein Schreiben? – auweh, auweh, auweh! – mein Weib! – Nun in Gottes Namen; ich Hab sie einmal, und muß sie behalten! Was ist zu thun? – Ich muß sie loben – und mir einbilden, es sei wahr! – Glücklich bin ich, weil ich keine Aurnhammer brauche, um Euer Gnaden zu schreiben wie Hr. v. Taisen, oder wie er heißt (ich wollte er hätte gar keinen Namen!), denn ich hatte an Euer Gnaden selbst etwas zu schicken. – Und außer diesem hätte ich Ursache gehabt Euer Gnaden zu schreiben; doch das traue ich mir in der That nicht zu sagen; – doch warum nicht? – Also Courage! – Ich möchte Euer Gnaden bitten, daß – pfui Teufel, das wäre grob! – A propos; kennen Euer Gnaden das Liedchen nicht?


Ein Frauenzimmer und ein Bier

Wie reimt sich das zusammen? –

Das Frauenzimmer besitzt ein Bier,

Davon schickt sie ein Bluzer mir

So reimt es sich zusammen.


Nicht wahr das hätte ich recht fein angebracht? – Nun aber senza burle. Wenn mir Euer Gnaden auf heute Abends[383] einen Bluzer zukommen lassen könnten, so würden Sie mir eine große Gnade erweisen. – Denn meine Frau ist – ist – ist und hat Gelüste – und aber nur zu einem Bier, welches auf englische Art zugerichtet ist! – Nun brav, Weiberl! – Ich sehe endlich daß Du doch zu etwas nütze bist! – Meine Frau, die ein Engel von einem Weibe ist, und ich, der ich ein Muster von einem Ehemann bin, küssen beide Euer Gnaden 1000mal die Hände und sind ewig Dero getreue Vasallen

Mozart Magnus corpore parvus et

Constantia omnium uxorum pulcherrima

et prudentissima.

Wien 2. Oct. 1782.

An die Aurnhammer bitte kein Compliment.

80

Die Adresse lautet: »A Madame Madame la Baronne de Waldstætten née de Scheffer à Leopoldstadt.«

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 382-384.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
Mozarts Briefe