216. Mozarteum.

[396] Wien 22. Jan. 1783.

Wegen den drei Concerten dürfen Sie keine Sorge haben, daß sie zu theuer sind, ich glaube daß ich doch für jedes Concert einen Ducaten verdiene – und dann möchte ich wohl sehen, wie es sich einer um einen Ducaten copiren lassen wollte! Abgeschrieben könnten sie nicht werden, weil ich sie eher nicht hergebe, bis ich nicht eine gewisse Anzahl Abonnenten habe. Sie stehen nun schon zum 3. Male im Wiener Diarium [jetzt k.k. Wiener Zeitung]; bei mir sind Subscriptions-Billets seit dem 20. dieses zu haben, gegen baare 4 Ducaten, und während dem Monat April werden die Concerte gegen Zurückgebung der Billete bei mir abgeholt. – Die Cadenzen und Eingänge werde meiner lieben Schwester mit nächstem schicken; ich habe die Eingänge im Rondo nicht verändert, denn wenn ich dies Concert spiele, so mache ich allzeit was mir einfällt. Ich bitte sobald als möglich die Simphonien zu schicken, denn ich brauche sie in der That.[396]

Und nun noch eine Bitte, denn meine Frau läßt mir keinen Fried. Sie wissen ohne Zweifel, daß jetzt Fasching ist, und daß hier so gut wie in Salzburg und München getanzt wird, – und da möchte ich gerne (aber daß es kein Mensch weiß) als Harlequin gehen, weil hier so viele – aber lauter Eseln auf der Redoute sind; folglich möchte ich Sie bitten, mir Ihr Harlequinkleid zukommen zu lassen. Aber es müßte halt recht gar bald sein; wir gehen eher nicht auf die Redoute obwohl sie schon im größten Schwung ist; – uns sind die Hausbälle lieber. Vergangene Woche habe ich in meiner Wohnung einen Ball gegeben, versteht sich aber die Chapeaux haben jeder 2 Fl. bezahlt; wir haben Abends um 6 Uhr angefangen und um 7 Uhr aufgehört. – Was, nur eine Stunde? – Nein, nein – Morgens um 7 Uhr. Sie werden aber nicht begreifen wie ich den Platz dazu gehabt habe? – Ja da fällt mir eben ein, daß ich Ihnen immer zu schreiben vergessen habe, daß ich seit anderthalb Monaten ein anderes Logis habe, aber auch auf der hohen Brücke, und wenige Häuser entfernt. Wir wohnen also im kleinen Herbersteinischen Haus Nr. 412 im 3. Stock, bei Hr. v. Wetzlar, einem reichen Juden.84 Nun da habe ich ein Zimmer 1000 Schritte lang und einen breit – und ein Schlafzimmer, dann ein Vorzimmer, und eine schöne große Küche; dann sind noch zwei schöne große Zimmer neben uns, welche noch leer stehen; diese benutzte ich also zu diesem Hausball. Baron Wetzlar und sie waren auch dabei, wie auch die Baronin Waldstädten, Hr. v. Edelbach, Gilofsky der Windmacher [S. 265], der junge Stephanie et uxor, Adamberger und sie, Lange und Langin etc. Ich kann Ihnen unmöglich alle hersagen. Nun muß ich schliessen, weil ich noch einen Brief an die Wendling nach Mannheim wegen meinen Concerten zu schreiben habe. Ich bitte den allzeit bereiten Opern-Componisten Gatti zu mahnen, wegen den Opern-Bücheln, ich wollte ich hätte sie schon. Nun adieu.

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Dieser eifrige Gönner Mozarts war namentlich auch bei der Entstehung von »Figaros Hochzeit« sehr mitwirkend.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 396-397.
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