12.

[22] Mayland den 3 Merz 1770.


Heut den 3 Merz ist der letzte saschinslag. Diese ganze Woche hindurch waren alle Täge ganze Compagnie Masqueraden, die durch die ganze Statt zogen. Die Hauptsächlichste waren: die Faquinada, oder Faquin-Masquera; die 2te die Masquerada der petits Maitres, und heut die Masquerada der so genanntenchiquera, welches eben nichts anders ist, als eine versammlung der petits-Maitres. aber alles in Wägen und zu Pferd. Es war nicht übl zu sehen: und überdas waren heute viele Wägen mit Cavagliers en Masque, und eine grosse Menge anderer Masquierter Personen auf allen Strassen. Kurz! alles ist auf der gasse oder am fenster.

Letzlich habe nun einen Posttag später geschrieben. Nun nähert sich die zeit unserer abreise; Du wirst aber noch gewiß einen Brief aus Mayland von mir erhalten, indem vor dem 12, 13 oder 14 von hier nicht wegkommen. Du kannst Dir leicht vorstellen, daß ich alles [22] ausgepackt habe, folglich wieder einpacken muß. Die Bagage ist auch schon etwas angewachsen, und ich wünschte etwas zu hause zu Haben. wie wir aus Mantova weg sind, war es grimmig kalt. wir kauften 2 schöne fußsäcke, die 5 Duccatten gekostet. wir musten sie kauffen, weil keine schlechtere zu haben waren. sie sind von grauen Duch, mit wolfspeltz geföltert, und mit schönen schnüren und quasten versehen. Sie thaten uns aber treffliche Dienste, und ohne dieselben würde es uns in der welschen Sedia übel gegangen seyn.

Daß noch keine anwort von Wienn, Leipzig, Insprugg x: gekommen; wundert mich sehr. wegen h: grässer in wienn könntest du an h: v Heufeld schreiben. allein die addreße an h. Heufeld weis ich selbst nicht mehr; wenn Du Dir die Mühe nehmen wilst in meinen schreibkasten und schubladen die Brief v Heufeld zu suchen und zu lesen, so wirst Du es finden. sonst könntest Du nichts als schreiben à Mr Francois de Heufeld1, und solchen an Mr goculfdlr2 einschliessen.

wegen Leipzig must Du zum schwarzkopfischen Bedienten gehen, der im Markt das gewölb neben Zezischen Laden der Residenz gegenüber hat: dann an h: schwarzkopf in Nürnberg sind die Bücher vh: Lotter geschickt worden, um solche an h: Breitkopf nach Leipzig abzusenden. Dieser itzt im Markt gegenwärtige Bediente muß es nicht nur wissen, sondern soll auch das geld für 50 Ex: bezahlen, Du wirst im Büchl schon aufgeschrieben finden wieviel er für ein Ex: zahlen soll. Ich glaube für die 50 St: anverlangte, das St: à 1 f 30 xr. Die andern 50 Ex: (dann ich hab 100 geschickt) sind in Comißion à 1 f 45 xr; und diese werden bezahlt wenn sie verkauft sind. Du wirst alles aufgeschrieben finden. aber gehe bey Empfang des Briefes gleich hin (sonst reiset er hinweg) und lasse Dich bezahlen. Wegen Insprugg kannst Du Dich (nebst meiner Empf:) bey h: Wolf erkundigen. Nun muß ich schlüssen. Lebet wohl ich küsse euch beyde, mache meine Empf: an ganz Salzburg ich bin der alte

Mzt

Fußnoten

1 Franz Edler von Heufeld, auch litterarisch für die Wiener Bühne tätig, ein Bekannter Mozarts.


2 Auflösung der Chiffren: gscheider.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 23.
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