57. [an die Schwester, Nachschrift zum Brief des Vaters, Mailand, 18. Dezember 1772]

[39] Ich hoffe du wirst dich gut befinden meine liebe schwester. wen Du diesen brief erhaltst meine liebe schwester so geht deñselbigen abend meine liebe schwester meine opera in scena. Dencke auf mich meine liebe schwester, und bilde dir nur meine liebe schwester kräftig ein, du siehest und hörst meine liebe schwester sie auch. freulich ist es hart, weil es schon 11 uhr ist, sonst glaube ich, und zweifle gar nicht das es beym tag liechter ist als zu ostern. meine liebe schwester morgen speisen wir beym h: v: Mayer,1 und warum glaubst du? rathe! weil er uns eingeladen hat. Die morgige probe ist auf dem Theatro Der Impresario aber der sig: Castiglioni hat mich ersucht ich solle niemand nichts darvon sagen, dan sonst lauffen alle leute hinein, und das wollen wir nicht, also mein kind Ich bitte dich sage niemanden nichts darvon mein Kind dan sonst lauffeten zu viell leute hinein mein kind. approposito. weist Du schon die histori die hier vorgangen ist? nun will ich sie dir Erzählen. wir giengen heunt von graf firmian weck um nach haus zu gehen, und als wir in unser gassen kammen, so machten wir unser hausthure auf, und was meinste du wohl waß sich zugetragen? wir giengen hinein. lebe wohl, mein lungel, Ich küsse dich meine leber und bleibe wie allzeit mein magen dein unwürdiger


frater

bruder

wolfgang.


bitt bitt meine liebe schwester mich beists, kraze mich.

Fußnoten

1 Ein Sohn der Wiener Familie von Meyer, die Mozarts gut kannten (s. auch die Briefe des Vaters vom 24. (23.) November 1771 und vom 28. August 1773).


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 39.
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