141.

[279] Mon trés cher Pére!


Dieses schreibe ich in der behausung des h: Beccké1, – ich bin den 251 gott lob und Danck glücklich hier angelangt, allein es war mir bis Dato ohnmöglich ihnen zu schreiben – ich sparre mir alles wenn ich werde das glück und vergnügen haben sie wieder mündlich zu sprechen denn heute kann ich nichts als weinen – ich habe gar ein zu empfindsames herz2; – ünterdessen gebe ich ihnen nur nachricht, daß ich den tag ehe ich von kaysersheim abgereist bin, meine sonaten richtig erhalten habe, und sie folglich der Churfürstin hier selbst ünreichen werde; – das ich nur abwarten werde, bis die opera in Scena ist3, und alsdann gleich abreisen werde, ausgenommen ich befände es sehr nützlich und sehr glücklich für mich, wenn ich noch einige zeit hier bleibe, – und da weis ich gewis, ja ich bin gewis versichert, daß sie nicht allein damit zufrieden, sondern mir es selbst anrathen würden – ich habe von natür aus eine schlechte schrift, das wissen sie, denn ich habe niemalen schreiben gelernt, doch habe mein lebetag niemal schlechter geschrieben als dießmal; denn ich kann nicht, – mein herz ist gar zu sehr zum weinen gestimmt! – ich hoffe sie werden mir bald schreiben und mich trösten; ich glaube es wird am besten seyn wenn sie mir Poste restante schreiben – da kann ich doch den brief selbst ablangen; – ich wohne beym weberischen; – doch, besser würde es seyn, ja, am besten, wenn sie ihre Briefe an unsern lieben freund beccké addressiren wollten – ich werde (unter uns gesagt – im grösten geheimnüss) eine Messe hier schreiben – alle gute freunde rathen es mir – ich kann ihnen nicht beschreiben, was Cannabich und Raff für freunde von mir sind! Nun leben sie wohl, bester, liebster vatter;! schreiben sie mir bald, ich küsse ihnen tausendmal[279] die hände, und meine liebe schwester umarme ich von ganzen herzen u. bin bis in tod


Dero


glückseeliges neües jahr! – mehr kann ich heute nicht zu wegen bringen! –

gehorsamster sohn

Wolfgang Amadè Mozt4


München den 29ten

decembre 1778

10


an alle gute freund und freundinen meine Empfehlung. Die frau von Robinig hoffe ich [hier] zu sehen –

Fußnoten

1 Des Münchener Flötisten.


2 Anspielung auf die Enttäuschungen mit Aloysia Weber.


3 Schweitzers, »Alceste« (s. den Brief vom 18. Dezember).


4 Antwort des Vaters: 31. Dezember.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 280.
Lizenz:
Kategorien: