97.

[130] Mannheim 3t Decembre 1777


Monsieur mon très cher Pére.


Noch kann ich gar nichts gewisses schreiben wegen meinen umständen hier. vergangenen Moñtag hatte ich das glück, nachdemme ich 3 täge nach einander, vor- und nachmittag zh dln nmthrefculn kfndlrn1 hingegangen, dln C: ihrotln2 endlich anzutreffen. wir haben zwar alle geglaubt, es wird die Mühe wieder umsonst seyn, weil es schon spätt war. doch endlichen omuln wfr fun khaaln. dfl gshvlrnmntl3 lieff gleich dsl Csatlool4 zum Clavier sizen, und ich sezte mich neben ihr, und gab ihr lection, und so sahe uns dir C: ihrot als lr ulrlfn kma. wir othndlu mhi, aber lr omgtl wfr ofetln isrtamculn5. als sie ausgespiellt hatte, namm dsl gshvlrnmntl6 das wort, und sagte, das ich ein so schöns Rondeau geschrieben hätte. ich spiellte es; es gefiel ihm sehr. endlich fragte er: wird sie es aber wohl lernen können? o, ja, sagte ich. ich wollte nur wünschen, dmo fcu dmo gehck umttl für lo olebot zh elrnln. lr ocuahztl, hnd omgtl, mfr wmr lo mhcu eflb; mblr whrdl ofl ofcu nfcut vlrdlrbln, wln ofl Zwlylrely alfotlr umttl? – mch elfn, E: D: omgtl fcu lo ksat nhr dmrmhi mn, sb ofl lfnln ghtln sdlr ocuelcutln blksat; fcu usiil Ed: wirdln nfcut zwlfilen – – – wlrdln vlrtrmhln mhi afcu umbln7 – o, das ganz gewis,omgtl lr. Nhn omgtl dsl gshvlrnmntl8, hier hat auchM: Mozart variat: über den Menuet v: fischer für dln I: grmiln9 geschrieben. ich spiellte sie. sie haben fun10 sehr gefallen. Nun scherzte lr aft dlr Csatlool11. Da bedanckte ich mich ihr dmo Prlolnt. er[131] sagte. Nun, ich wlrdl dmrhblr dlnckln; wfl emng wfee lr dlnn uflr belfbln? – – antwort. of emng Ed: blilueln; fcu umbl gmr klfn lngmglalnt, fcu kmñ belfbln os emng Ed: blilueln12. Nun war alles vorbey. ich war heute Morgens wieder dort. da sagte man mir, daß dir C: ihrot gestern abermal gesagt hat. dir aszmrt belfbt dfloln wfntlr uflr13. Nun sind wir mitten drin. warten muß ich doch. heut, (zum. 4ten Mahl) hab ich bey wendling gespeist. vor dem Essen, kamm graf savioli mit den kapell-meister schweitzer, der gestern abends angekommen, hin. savioli sagte zu mir. fcu umbl glotlrn mblrame aft dln C: ihrotln gloprsculn; lr umt ofcumblr nscu nfcut rlosevfrt.14 ich sagte zu ihm: ich mus mit ihnen ein paar-worte sprechen. wir giengen ans fenster. ich sagte ihm den Zweifl dlo C: ihrotln15. beklagte mich daß es gar so lange her-geht. daß ich schon so viell uflr mhoglglbln16. bat ihn, er möchte dscu amculn dmo afcu dir C: ihrot mhi blotmndfg nmaal17. indemme ich förchte, daß er mir dln wfntlr os wlnfg glbln wfrd, dmo fcu ltwm gmr nfcut uflr belfbln kmñ18. er soll afr mrblft glbln. fcu mrblftl glrn19. Er sagte mir, er wird es ihm glwsoprspsnfrln20, heute abends könnte es zwar nicht seyn, indemm er heute nicht nmcu usi ksat, mblr asrgin21 verspricht er mir die glwfool mntwfrt22. Nun mag geschehen was will. blumetlt lr afcu nfcut23, so dringe ich mhi isn Rlfolgled, dlñ dmo Rsndlmh und dfl vmrfmzfonln oculnckl fcu fua nfcut24. ich versichere sie, daß ich so ruhig bey der sache bin, weil ich gewis weis, daß es nicht anderst als gut gehen kann, es mag geschehen was will. ich habe mich völlig in willen gottes gegeben. gestern haben[132] wir den brief von 27ten nov: erhalten! – – ich hoffe sie werden das allegro und Andante von der sonata empfangen haben! – – hier folgt das Rondeau. h: kaplm. schweizer ist ein guter, brafer, ehrlicher Mann. trocken, und glatt wie unser umfdn25, nur das die sprache seiner ist. in der zukünftigen opera sind sehr schöne sachen, und ich zweifle gar nicht das sie gewis reusirn wird. die alceste hat sehr gefallen, und ist doch halb nicht so schön, wie die Rosemunde. freylich hat das viell beygetragen, weil es daß erste teutsche singspiell war. Nun macht es, NB: auf die gemüther, die nur durch die neuheit hingerissen werden, lange den eindruck nicht mehr. h: wieland, der diePoesie gemacht hat, wird auch den winter hieher-kommen, den möchte ich wohl kennen. wer weis es! – – vielleicht – – Wenn der Papa dieses liest, so ist, wills gott, alles vorbey. wln fcu uflr belfbl, of osee fcu fn dlr imotln,26 en compagnie, mit h: wendling, Raam oboist, welcher sehr schön bläst, h: ballettmeister lauchery27 nach Paris. h: wendling versichert mich daß es mich nicht gereuen wird. er war zweymal in Paris. er ist erst zurückkommen. er sagt, daß ist noch der einzige ort, wo mañ geld und sich recht Ehre machen kann. sie sind ja ein Mann der alles im stande ist. ich will ihnen schon den rechten weg zeigen. sie müssen, opera seria, Comique, oratoire, und alles machen. wer ein Paar opern in Paris gemacht hat, bekommt etwas gewisses das jahr. hernach ist das Concert spirituell, accademie des anateurs, wo mañ für eine sinfonie, 5 louisd'or bekömt. wenn man lection giebt, so ist der brauch, für 12 lectionen 3 louisd'or. man läst hernach sonaten, trio,quatuor stechen per suscription. Der Cannabich, toeschi, die schicken viell von ihrer Musique nachParis. Der wendling ist ein mann der das reisen versteht; schreiben sie mir ihre Meynung darüber, ich bitte sie. nüzlich und klug scheint es mir. ich reife mit einem Man der Paris, (wie es iezt ist,) in und auswendig kennt; denn es hat sich viell verändert. Ich gebe noch so wenig aus, ja ich glaube daß ich nicht halb so viell depensire, weil ich nur für mich [133] zu bezahlen habe, indemme meine Mama hier bleiben würde, und glaublicher weise bey wendling im Hause. Den 1 ann dieses wird h: Ritte28, der den fagott sehr schön bläst, nach Paris reisen. wenn ich nun allein gewesen wäre, hätte ich die schönste gelegenheit gehabt. er hat mich selbst angesprochen. der Ram oboist ist ein recht braver lustiger ehrlicher Man, etwa 35 jahr, der schon viel gereiset ist, und folglich viell erfahrung hat. die Ersten und besten von der Musique hier haben mich sehr lieb, und eine wahre achtung. man nennt mich nie anderst als h: kappellmeister. ich kann sagen daß mir sehr leid ist, daß ich nicht aufs wenigste 1 abgeschrieben Messe bey mir habe. ich hätte doch eine producirt; denn ich habe neulich eine vom holzbauer gehört, welche auch nach unsern geschmack ist. Wenn ich doch nur das misericordias abgeschriebner hätte. iezt ist es einmal so. das kann man nicht anderst machen. ich hätte mich entschlossen eine Copiren zu lassen, aber das Copiren kostet hier gar zu viell, vielleicht hätte ich nicht einmal so viel für die Messe bekommen, als ich für die Copiatur hätte zahlen müssen. denn man ist hier so freygebig nicht. nun bitte ich meine Empfehlung an alle gute freund und freundinen; besonders an h: graf arco, Madelle sallerl, h: bullinger und sämmtliche Pelzlcompagnie. ich küsse dem Papa 100000 mahl die hände, und meine schwester ummarme ich vom ganzen herzen, und wünsche daß meine sonata ihnen, meiner schwester, h: bullinger, und allen die sie hören, so gut gefällt, als sie hier allen, die sie hören, gefällen hat. addieu. Ich bin dero gehorsamster sohn

Wolfgang Amadé Mozart29

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: zu den naturlichen kindern


2 den C: fürsten


3 sahen wir ihn kummen. die gouvernante


4 die Comtesse.


5 der C: fürst als er herein kam .. stunden auf, er sagte wir solten fortmachen.


6 die gouvernante.


7 das ich das gluck hätte ihr es selbst zu lernen. er schmuzte, und sagte, mir wär es auch lieb; aber wurde sie sich nicht verderben, wen sie zweyerley meister hätte? – ach nein, E: D: sagte ich es komt nur darauf an, ob sie einen guten oder schlechten bekomt; ich hoffe E D: werden nicht zweifeln – – – werden vertrauen auf mich haben –


8 sagte er. Nun sagte die gouvernante.


9 den I: grafen.


10 ihn.


11 er mit der Comtesse.


12 Auflösung der Chiffren: für das Present ..... werde daruber dencken; wie lang will er denn hier bleiben? – –. so lang Ed: befehlen; ich habe gar kein engagement, ich kann bleiben so lang Ed: befehlen.


13 der C: fürst .... der mozart bleibt diesen winter hier.


14 ich habe gestern abermal mit den C: fürsten gesprochen; er hat sich aber noch nicht resolvirt


15 des C: fürsten.


16 hier ausgegeben.


17 doch machen das mich der C: fürst auf bestandig namme.


18 den winter so wenig geben wird, daß ich etwa gar nicht hier bleiben kann.


19 mir arbeit geben. ich arbeite gern.


20 gewis proponiren.


21 nach Hof komt, aber morgen


22 gewisse antwort.


23 behaltet er mich nicht.


24 auf ein Reisegeld, denn das Rondeau und die variazionen schencke ich ihm nicht.


25 Auflösung der Chiffren: haidn [Michael Haydn].


26 wen ich hier bleibe, so soll ich in der fasten.


27 Etienne Lauchery, seit 1774 erster Ballettmeister.


28 Georg W. Ritter.


29 Auf dem Briefumschlag einige Sätze der Mutter. – Antwort des Vaters: 11. Dezember.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 1. München/ Leipzig 1914, S. 134.
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