244. [an Frau M. Th. Hagenauer in Salzburg]

[219] Paris den 1 feb: 1764.


Madame!


Man muß nicht immer an Manns Personen schreiben, sondern sich auch des schönen und andächtigen geschlechtes erinnern. Ob die Frauenzimmer in Paris schön sind, kañ ich ihnen mit Grund nicht sagen; deñ sie sind wider alle Natur, wie die Berchtesgadner Docken, so gemahlt, daß auch eine von Natur schöne Person durch diese garstige Zierlichkeit den augen eines ehrlichen Deutschen unerträglich wird. Was die Andacht anbelanget, so kañ ich versichern, daß man gar keine Mühe haben wird die Wunderwerke der französischen Heiliginnen zu untersuchen; die größten Wunder wirken diejenigen die weder Jungfern, weder Frauen noch Wittwen sind; und diese Wunder geschehen alle bey lebendigem Leibe. wir wollen seiner Zeit klärer aus dieser Sache sprechen. genug! man hat Mühe genug hier zu unterscheiden, [219] wer die Frau vom Hause ist. jeder lebt wie er will, und (wenn gott nicht sonderheitl: gnädig ist) so gehet es dem Staat von von Frankreich, wie dem ehemaligen Persischen Reiche.

Die Beyden schreiben von dero hl: gemahl unterm 20 xbre und 19 Jenner habe richtig erhalten, sammt den 3 Einschlüssen. Das nöthigste und ihnen gewiß angenehmste wird seyn, daß ich ihnen sage, daß wir (Gott Lob) alle gesund sind. gleichwie ich auch iederzeit der Nachricht von dero sammten guten Gesundheit mit Begierde entgegen sehe. Ich würde seit meinem letztern aus versailles ihnen ohnfehlbar wieder geschrieben haben, weñ ich nicht immer gezaudert hätte, um den Ausgang unserer affaire zu Versailles abzuwarten und folglich ihnen benachrichten zu können. Allein, da hier alles, noch mehr als an andern Höfen, auf der schneckenpost gehet, und sonderlich diese Sachen durch die Menu des plaisirs muß besorget werden; so muß man gedult haben. Weñ die Erkänntlichkeit dem Vergnügen gleichkommt, welches meine Kinder dem Hofe gemacht haben; so muß es sehr gut ausfallen. Es ist wohl zumerken, daß hier keinesweegs der gebrauch ist den Königl: Herrschaften die Hände zu küssen oder sie au Paßage, wie sie es neñen, weñ sie nämlich in die kirche durch die gallerie und königl:apartements gehen weder mit überreichung einer Bittschrifte zu beunruhigen, noch solche gar zu sprechen. wie es dann auch hier nicht üblich ist weder dem könig noch iemand von der königl: Familie durch Beugung des Hauptes oder der Knie einige Ehrenbezeugung zu erweisen. sondern man bleibt auf recht ohne mindeste Bewegung stehen, und hat in solcher Stellung die Freyheit den könig und seine Familie hart bey sich vorbey gehen zu sehen. Sie können sich demnach leicht einbilden was es denen in ihre Hofgebräuche verliebte Franzosen für einen Eindruck und verwunderung muß gemacht, weñ die Töchter des Königs nicht nur in ihren Zimmern, sondern in der öffentl: paßage, bey Erblickung meiner Kinder stille gehalten, sich ihnen genähert, sich nicht nur die Hände küssen lassen, sondern solche geküsst und sich ohne zahl küssen lassen. Eben das nämliche ist von derMadame Dauphine zu verstehen. Das ausserordentlichste aber schien den hl: hl: Franzosen, daß [220] au grand Couvert, welches am neuen Jahrs tage nachts ware, nicht nur uns allen bis an die Königl: tafel hin mußte Platz gemacht werden; sondern, daß mein hl:Wolfgangus immer neben der Königin zu stehen, mit ihr beständig zu sprechen und sie zu unterhalten und ihr öfters die hände zu küssen, und die speisen, so sie ihm von der tafel gab, neben ihr zu verzehren die gnade hatte. Die Königin spricht so gut teutsch als wir. Da nun aber der könig1 nichts davon weis, so verdollmetschte die königin ihm alles was unser Heldenmütiger Wolfg: sprach. bey ihm stand ich: auf der anderen seyte des königs, wo an der seyte der M: Dauphin und Madme Adelhaide saß, stand meine Frau und meine tochter. Nun haben sie zu wissen, daß der könig niemals öffentl: speist; als alle Sontage nachts speist die ganze königl: Familie beysammen. Doch wird nicht gar jederman dazu eingelassen. Weñ nun aber ein grosses Fest ist, als der Neujahrstage, ostern, Pfingsten, die Nahmenstäge xx: so heist es das grosse Couvert, dazu werden alle Leute von unterschied eingelassen: allein der Platz ist nicht groß, folglich ist er bald voll! Wir kammen spät, man muste uns demnach durch die schweitzer Platz machen, und man führte uns durch den Saal in das Zimmer, das hart an der königlichen tafel ist, und wodurch die Herschaft in den Saal kommt. Im vorbeygehen sprachen sie mit unserm Wolfg: und dañ giengen wir hinter ihnen nach zur tafel.

Daß ich ihnen übrigens Versailles beschreiben sollte, das können sie ohnmöglich von mir verlangen. nur das will ich ihnen sagen, daß wir am Weynachtabend da angelanget sind, und in der königl: Capelle der Metten und der 3 heil: Messen beygewohnet haben. Wir waren in der königl: gallerie als der König von der Madame Dauphine zurück kamm, wo er ihr wegen der erhaltenen Nachricht des todfalles ihres Bruders des Churf: in Sachsen Nachricht gab. Ich hörte da eine schlechte und gute Musik. alles was mit einzeln stimmen war und einer Arie gleichen sollte, war leer, frostig und elend folglich französisch, die Chor aber sind alle gut, und recht gut: ich bin täglich mit meinem kleinen Mañ desswegen in die königl.

[221] Capelle zu des königs Messe gegangen, um diechor zu hören die in der Mottet, die allzeit gemacht wird, zu hören. Des königs Messe ist um 1 uhr. gehet er aber auf die Jagd, so ist seine Messe um 10 uhr und der königin Messe um halbe 1 uhr. seiner Zeit von allem diesem ein mehreres. In 16 tägen hat es uns inVersailles gegen die 12 Louis d'or gekostet. Vielleicht ist es ihnen zu viel und unbegreiflich? – – inVersailles sind keine Caroße de remise noch Fiacre sondern lauter Sessltrager. für ieden gang müssen 12Sols bezahlt werden. itzt werden sie bald einsehen, daß uns manchen Tag, da wir wo nicht 3 doch allzeit 2 sessl haben musten, die sessl auf einen Laub Thaler und mehr gekommen ist: dann es war immer böses wetter. weñ sie nun 4 neue schwarze Kleider dazu rechnen; so werden sie sich nimmer wundern, weñ uns die Reise nach Versailles auf 26 bis 27 Louis d'or zu stehen kommt. Nun wollen wir sehen was uns dafür von Hof einkommet. Ausser dem was wir vom Hofe zu hoffen haben, haben wir in Versailles mehr nicht als zwölf Louis d'or in Geld eingenommen. Dañ hat mein meister Wolfgang von der Madme la Comteße de Teßé eine Goldene Tabattier2 eine goldene uhr, die, wegen ihrer kleine, kostbar ist, und davon die größe hier anzeige, dañ die Nannerl ein ungemein schönes starkes ganz golde nes Zahnstiererbixl bekommen. von einer anderen dame hat der Wolfg: ein silber Reisschreibzeug und die Nannerl ein ungemein feines schildkrötenes tabattierl mit gold eingelegt bekommen.


244. an Frau M. Th. Hagenauer in Salzburg, Paris, 1. Febr. 1764

Unsere Tabattiers sind übrigens mit einer rothen mit goldenen Reissen, mit einer von weis nicht was für glas-artigen Materie in gold gefasst, mit einer vonLaque Martin mit den schönsten blumen von gefärbtem gold und verschiedenen Hirten-Instrumenten eingelegt, vermehret worden. dazu kommt noch ein in gold gefaßtes Carniol Ringel mit einem antique-kopf und eine Menge kleinigkeiten die für nichts achte, als degen-bänder; bänder und Armmaschen, blüml zur hauben und halsdücht x. für die Nañerl: x: Mit einem Worte! in Zeit von 4 wochen hoffe etwas bessers vonLouis d'ors berichten zu können, den es [222] braucht mehr als zu Maxclan bis man in Paris rechtschaffen bekannt wird; und ich kañ sie versichern, daß man die schlechten früchte des letzten krieges ohne augenglaß aller orten siehet. Deñ, den äusserlichen Pracht wollen die franzosen im Höchsten grade fortführen, folglich sind niemand reich als die Pachter, die Herrn sind voller schulden. Der gröste Reichtum steckt etwa unter 100 Personen, die sind einige große Banquiers und Fermiers generaux; und endlich das meiste geld wird auf die Lucretien, die sich nicht selbst erstechen, verwendet. Daß man übrigens hier ganz besondere schöne und kostbare Sachen sieht, das werden sie sich wohl einbilden, man sieht aber auch erstaunliche Narrheiten. die Frauenzimmer tragen nicht nur im Winter die kleider mit Pelz garniert, sondern so gar halskresel oder Halsbindl und statt der einsteckblümt alles dergleichen von Pelz gemacht in den haren auch statt der Maschen an den Armen xx: Das lächerlichste aber ist ein Degenband, (welche hier mode sind) mit seinem Peltz um und um ausgeschlagen zu sehen. das wird gut seyn, daß der Degen nicht eingefriert. zu dieser ihrer närrischen mode in allen Sachen kommt noch die grosse liebe zur Bequemmlichkeit, welche verursachet, daß diese Nation auch die Stimme der Natur nicht mehr höret, und desswegen giebt iederman in Paris die neugebohrnen kinder aufs land zur aufziehung. Es sind eigens geschworne so genannte führerinen die solche Kinder auf das Land führen, jede hat ein grosses Buch dahinein vatter und Mutter x: dan am orte wo das Kind hingebracht wird der Nahme der Amme, oder besser zu sagen, des Bauern und seines Weibs, von dem Parocho loci eingeschrieben wird. und das thun Hohe und niederen stands Personen und man zahlt ein bagatelle. Man sieht aber auch die erbärmlichsten folgen davon; sie werden nicht bald einen ort finden, der mit so vielen elenden und gestimmelten Personen angefüllet ist. Sie sind kaum eine Minute in der kirche, und gehen kaum durch ein paar Strassen so kommt ein blinder, ein lahmer ein Hinkender, ein halb verfaulter bettler, oder es liegt einer auf der strasse dem die schweine als ein Kind eine Hand weg gefressen, ein anderer der als ein Kind (da der nährvatter und die seinigen im felde bey der Arbeit waren) in das Camin-feuer umgefallen [223] und sich einen halben arm weggebrannt x: und eine Menge solcher Leute, die ich aus Eckl im vorbeygehen nicht anschaue. Nun mache ich einen absprung von dem Häßlichen auf das reitzende, und zwar auf dasjenige was einen könig gereizet hat. Sie möchten doch auch wissen, wie die Madme Marquise Pompadour aussiehet, nicht wahr? – – Sie muß recht gar schön gewesen seyn; deñ sie ist noch sauber. Sie ist großer ansehnlicher Person; sie ist fett, wohl bey Leib, aber sehr proportioniert, blond, hat vieles von der ehemaligen freysauf tresel und in den Augen einige ähnlichkeit mit der Kayserin Mayst: Sie giebt sich viele Ehre und hat einen ungemeinen Geist. ihre Zim mer in Versailles sind wie ein Paradieß, gegen dem garten zu; und in Paris der Faubourg St Honoré ein ungemein Prächtiges Hôtel so ganz neu aufgebauet ist. in dem Zimmer wo das Clavestin war, (welches ganz vergoldt und ungemein künstlich Laquiert und gemahlt ist) ist ihr Portrait in Lebensgröße, und an der Seyte das Portrait des königs. Nun was anderes! – – hier ist ein beständiger Krieg zwischen der Italiänischen und französischen Musik. Die ganz franz: Music ist keinen T – – werth; man sengt aber nun an grausamm abzuändern, die franzosen fangen nun an stark zu wanken, und es wird in 10 bis 15 Jahren der französische geschmak, wie hoffe, völlig erlöschen. Die teutschen spielen in Herausgaabe ihrerComposition dem Meister. Darunter Mr: Schoberth3Mr Eckard. Mr: Hannauer fürs Clavier, Mr: Hochbrucker und Mr: Mayr für die Harpfe, sehr beliebt sind. Mr. le grand ein franz: Clavierist, hat seinengôut gänzlich verlassen, und seine Sonaten sind nach unserm geschmackt. Mr: Schoberth. Mr: Eckard, Mr: Le grand und Mr: Hochbrucker haben ihre gestochne Sonaten alle zu uns gebracht und meinen Kindern verehret. Nun sind 4 Sonaten von Mr: Wolfgang Mozart beym stechen. stellen sie sich den Lermen für, den diese Sonaten in der Welt machen werden, weñ am Titlblat stehet, daß es ein Werk eines Kindes von 7 Jahren ist, und weñ man die unglaubigen herausfordert eine Probe dissfals zu unternehmen, wie es bereits geschehen ist, wo er jemand ein [224] Menuet oder sonst etwas niederschreiben läßt, und dañ gleich (ohne das Clavier zu berühren) den Baß, und wenn man will auch das 2te Violin darunter setzet. Sie werden seiner Zeit hören wie gut diese Sonaten sind; einAndante ist dabey von einem ganz sonderbaren gôut. Und ich kann ihnen sagen liebste Frau Hagenauerin, daß Gott täglich neue Wunder an diesem Kinde wirket. Bis wir (wenn gott will) nach Hause kommen, ist er im Stande Hofdienste zu verrichten. Er accompagniert wirkl: allezeit bey öffentl: Concerten. Ertransponiert so gar à prima Vista die Arien beym accompagniren; und aller Orten legt man ihm bald Ital: bald französ: Stücke vor, die er vom blat = weg spielet. – – Mein Mädl spielt die schweresten Stücke, die wir itzt von Schoberth und Eckard x: haben, darunter die Eckardischen Stücke noch die schwerern sind mit einer unglaublichen deutlichkeit und so, daß der niedertrechtige Schoberth seine Eyfersucht und seinen Neid nicht bergen kañ, und sich bey Mr: Eckard, der ein ehrlicher Mañ ist, und bey vielen Leuten zum gelächter macht. Ich werde ihnen viele umstände, die hier zu lang wären, mit mehrerem erzehlen. Mr: Schoberth ist gar nicht derjenige, der er seyn soll. Er schmeichelt ins gesicht, und ist der fälscheste Mensch; Seine Religion aber ist nach der Mode. Gott bekehre ihn! – – Nun kommt etwas sehr traurig, ja etwas höchst betriebtes: wir sind alle in grosser Angst und verwirrung. kurz! – – Die Gräfin Van-Eyck4 ist in den gefährlichsten Umständen, und zwar so, daß Sie ohne sonderbare gnade Gottes kaum dem Todt entgehen wird: Am Sontage waren wir von 12 bis 1 uhr vor tische bey ihr, und sie war sehr aufgeräumt. Sie war zwar schon einige Täge wegen einem Catharr zu Hause, allein diesen tag war sie in der kirche. Sie unterhielt sich, wie allzeit, unglaubl: mit dem Wolfgangl: in der Nacht auf den Montag hörte ich in der Nacht im Hause einen wagen, und einige Bewegung. In der Frühe hörte ich die Fr: gräfin wäre gählings erkranket und habe eine grosse Menge Blut gebrochen. Mañ hat ihr am Montage 3 mahl adergelassen; [225] am Dienstage schiene es besser zu seyn; aber gegen der Nacht kam wieder einiges blutbrechen, man hat wieder adergelassen. allein es ist bis diese stunde immer das alte, das blut war allzeit höchst schlecht, sie hatte eine ohnmacht, und es ist mit einem Worte wenig Hofnung zur Besserung. stellen sie sich unsere Betrübniß für, die noch grösser ist, weil ich alles nur von der ferne ansehen muß, und sie vielleicht im Leben nimmer zu sehen noch weniger zu sprechen bekomme. Meine Kinder bethen und weinen, da der wolsgangi: die gräfin und sie ihn ganz ausserordentl: liebt. dieß schreib ich den 1ten feb: abends. gott gebe, daß ich morgen frühe ehe ich den Brief schlüsse, etwas angenehmeres schreiben kañ. heut den 2ten feb: habe bis auf die Nacht nichts sonderheitl: gehört; die Frau gräfin hat die verflossene Nacht nichts geschlaffen: doch ist es nicht schlechter, und man schöpfet einige Hofnung, weil der Auswurf nicht mehr mit Blut gefärbet war, und das fieber etwas nachgelassen. Wie ich vernehme ist der hl: graf noch nicht von ihrem Bethe gekommen, und es sind 2 krankenwärtheriñen im Hause und 2 Medici. Ich Hofe der Hl: Graf wird seinen schwieger Eltern in Salzb: bereits Nachricht gegeben haben. Weil ich nun dieses nicht weis, so bitte Sie, noch niemand davon etwas zu sagen, bis sie nicht mit der Mdsslle Rosalia Joly gesprochen haben. welche, weñ ihre gnädige Herrschaft, wider vermuthen, noch nichts davon wissen sollte, schon von meiner Nachricht vernünftigen Gebrauch zu machen weis. Genug! wir sind halt immer elendige Menschen, wir mögen zu Salzburg oder zu Paris seyn. Meine Frau kañ den ganzen tag auf nichts als auf die liebe arme Gräfin denken, und es ist uns in der That ein rechtes anliegen.

Nun gehet der Platz auf dem Papier zu Ende. Ich muß ihnen doch noch sagen, daß der hiesige Erzbischof ins Elend verwiesen, oder gelind zu sprechenexiliert worden. Er hat eine schmäheschrift wider dasParlement zu gunsten der hl: Jesuiten drucken lassen, welche ihm diese Strafe über den Hals gezogen. Nun giebt ihm, so viel ich höre, fast iederman unrecht, weil, der König, welcher Nachricht hatte, daß er diese schrift publiciren will, ihn davon freundschaftlich hat abrathen [226] lassen, er aber deñoch damit fortgefahren ist und folglich den Kopf mit gewalt wider die Maur gestossen hat. Der König hat geeilet ihn zu exiliren, sonst hätte ihn das Parlament arrettiert. Der weltliche Arm ist hier ein bischen gar zu groß. Hingegen lauffen die geistlichen hier einzeln auf der gasse herum, nehmen die Kutten bis unter die achseln hinauf, setzen den Hut nach der seyte, und unterscheiden sich gar nichts von einem weltlichen gassentretter. leben sie wohl, und danken sie gott, daß das Pappier zu Ende ist, sonst müsten sie in der That die augengläser aufstecken. ich bin nebst meiner, meiner Kinder, und Frau empf, dero ergebster

Dr. Mozart.


Ich bitte an alle gute freunde und freundinen unserer aller ergebenste Empf: zu machen, jedes wird so vernünftig seyn und einsehen, daß es unmöglich ist mehrals eine allerheil: Lytaney Menschen zu beneñen. Was macht dañ unser ehrlicher hl: Dellmor ist er ja noch in unserer Nachbarschaft: Er wird manchmal an uns denken, weñ er niemand bey unsern fenstern sieht. bitte meine Empf: und sondhl: vom Wolfgangerl. Er ist ein ehrlicher Mann:

Ist es zu Salzb: auch nicht kalt? – – wie wir sind hieher gekommen hat es geschnieen, seit dem aber gar niemals mehr. Es ist ein beständiger Herbst hier; doch meist neblich und unbeständiges Wetter. Es ist aber auch gut daß es hier nicht sehr Kalt macht, denn daß Klafter Holz Kostet 1 Louisd'or. hl: Spizeder und hl:Adlgasser bin antwort schuldig.


ich schliesse den 3ten feb: um 9 uhr Morgens. Die frau gräfin hat wieder eine schlechte Nacht gehabt. gegen Tag ist es ein wenig besseraber doch ohne Bestand: immer einen fiebrigen Puls: vielleicht hat die Lunge einen fehler.

Fußnoten

1 Ludwig XV.


2 S. hierzu den vorhergehenden Brief.


3 Der damals in Paris hochangesehene Komponist und Clavierspieler.


4 Die Gattin des bayrischen Gesandten, bei denen Mozarts in Paris abgestiegen waren.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 227.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten

Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten

Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.

70 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon