*254. [an L. Hagenauer in Salzburg]

[239] London den 27ten Novb: 1764.


Monsieur!


Wundern sie sich nicht, daß ich ihnen etwas später antworte, ich habe mehr zu thun, als sich mancher etwa einbilden wird, obwohl noch die Noblesse nicht in der Statt ist, und das Parlament, wieder die Gewohnheit, erst den 10ten Jan: des künftigen Jahres zusammen kommt; folglich noch zur Zeit sich der guineésflug nicht sehen läst, und ich immer aus dem Beutl zehre. Nun ist es aber bald Zeit, daß ich wieder einfülle, den seit Anfange des July bis ietzt, bin ich mehr als um 170. guinees ringer geworden. Ich habe über all dieses eine große Ausgaabe 6. Sonaten von unserm Hl: Wolfgang: stechen und drucken zu lassen, die der Königin Von Großbrittanien (auf ihr selbst Verlangen) dedicirt werden; [...]

Ich und alle die meinigen wünschen ihnen und dero frau Gemahlin million Glück zu der angetrettenen Standes Veränderung des Herrn Sohns Caietan1, [...] der Wolfgangerl hat geweinet, da ich es aus dem Briefe abgelesen, und auf befragen warum? – – so war es ihm leyd, weil er glaubte, daß er ihn nun nicht mehr sehen werde. Wir belehrten ihn aber eines anderen und er erinnerte sich, daß er ihm oft eine fliege gefangen und die Orgel aufgezogen, auch die Pölzlwindbüx gebracht. so bald er nach Salzburg zurückkommt will er nach St. Peter gehen und sich vom Mr Caietan eine fliege fangen lassen, und dann muß erauch mit ihm Pölzel schiessen. Er hat also das Ordenskleid an dem nämlichen Tage angeleget und sich in das Novitiat begeben, an welchem ich vor etwa 17. Jahren in dem Orden der geflickten hosen getretten und zu Aigen mit meiner frau Profeßion gemacht habe [...]

Fußnoten

1 S. hierzu Wolfgangs Brief vom 19. Mai 1770.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 240.
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