*295.

[290] Prag am Charfreytage den 10. Aprill 789.


Liebstes bestes Weibchen!


Heute Mittag um 1/22 Uhr sind wir glücklich hier angekommen: unterdessen hoffe ich daß Du gewiß mein Briefchen aus Budwitz wirst erhalten haben. – Nun folgt der Rapport von Prag. – Wir kehrten ein beim Einhorn; – nachdem ich balbirt, frisirt und angekleidet war, fuhr ich aus in der Absicht beym Canal1 zu speisen; da ich aber bey Duschek vorbey mußte, frug ich erstens dort an – da erfuhr ich daß die Madame gestern nach Dresden abgereist seie!!![290] – – –Dort werde ich sie also treffen. Er speiste bei Leliborn wo ich auch öfters speiste; – ich fuhr also gerade dahin. – ich ließ Duschek (als ob jemand etwas mit ihm zu sprechen hätte) herausrufen. nun kannst du dir die Freude denken. – ich speiste also bei Leliborn. – Nach Tisch fuhr ich zu Canal und Pachta2, traf aber Niemand zu Hause an; – ich ging also zu Guardassoni3 – welcher es auf künftigen Herbst fast richtig machte mir für die Oper 200 € und 50 € Reisegeld zu geben. – Dan ging ich nach Haus um dem lieben Weibchen dieß alles zu schreiben – Noch was; –Ramm ist erst vor 8 Tagen wieder von hier wieder nach Hause, er kam von Berlin und sagte, daß ihn der König sehr oft, und zudringlich gefragt hätte, ob ich gewiß kommen und da ich halt noch nicht kam sagte er wieder Ich fürchte er kommt nicht. – Ramm wurde völlig bange er suchte ihn das Gegentheil zu versichern; – Nach diesem zu schließen sollten meine Sachen nicht schlecht gehen. – Nun führe ich den fürsten4 zu Duschek, welcher uns erwartet, und um 9 Uhr Abends gehen wir nach Dresden ab, wo wir morgen abends eintreffen werden. – Liebstes Weibchen! ich sehne mich so sehr nach Nachrichten von dir – Vielleicht treffe ich in Dresden einen Brief an! O Gott! mache meine Wünsche wahr. Nach Erhaltung dieses Briefes mußt du mir nach Leipzig schreibenposte restante versteht sich; adieu – liebe ich muß schließen, sonst geht die Post ab. – Küsse tausendmahl unsern Karl und ich bin Dich von ganzem Herzen küssend

Dein ewig getreuer Mozart


P.S. An H: und fr: v. Puchberg alles erdenkliche, ich muß es schon auf Berlin sparen ihm zu schreiben, um ihm auch schriftlich unterdessen zu danken. –

Adieu, aimez moi et gardez votre santè si chere et precieuse a votre epaux

Fußnoten

1 Vgl. den Brief vom 15. Januar 1787.


2 Graf Johann von Pachta.


3 Der Leiter des Nationaltheaters.


4 Fürst Karl Lichnowsky.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 290-291.
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