*307. [an die Gattin in Baden bei Wien; Wien, Herbst 1789]

[307] Mittwoch.


Liebstes Weibchen!


Ich hoffe Du wirst mein Schreiben richtig erhalten haben; – ein Bischen muß ich Dich auszanken, Liebe! – wenn es schon nicht möglich ist, daß Du ein Schreiben von mir erhalten kannst, so könntest Du doch schreiben, muß es denn nur Antwort seyn? – ich erwartete schon ganz gewis einen Brief von meinem lieben Weibchen – doch ich betrog mich leider – bringe es aber ein, das rathe ich Dir sonst verzeihe ich Dir in meinem Leben nicht mehr – gestern war ich in dem zweyten Theil von der Cosa rara1 – gefällt mir aber nicht so gut wie die Antons2. – Wenn Du Samstag herein kömmst, so kannst Du auch noch den halben Sonntag hierin bleiben – wir sind auf die Schwechat3 zu einem Amt und zu Mittage eingeladen – adjeu – gieb acht auf Deine Gesundheit, –aproposN. N. (Du weißt wen ich meine) ist ein Hundsfott – erstens thut er mir so schön ins Gesicht und schmält aber öffentlich über den Figaro – und hat mich hier entsetzlich wegen der bewußten Sachen ausgerichtet – ich weiß es gewis –

Dein Dich von Herzen

liebender Gatte

Mozart.

Fußnoten

1 Singspiel von B. Schack (1758–1826).


2 »Der dumme Gärtner oder die beiden Antons«, Singspiel von B. Schack.


3 Wo die Familie Eybler wohnte.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 307-308.
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