Zweite Abtheilung.

Zweite Abtheilung

Es ist noch so manches über den Charakter und die Lebensverhältnisse Wolfgang Amadeus Mozarts zu sagen, daß, wenn wir schon in unserm vorjährigen Neujahrsblatte den allberühmten Tonsetzer bis zu seinem Grabe begleitet haben, die wißbegierigen jungen Musikliebhaber unserer Vaterstadt gewiß noch gerne das Eine und Andere aus seiner thatenreichen Laufbahn vernehmen werden.

Der moralische Charakter Mozarts war eben nicht ein fester zu nennen, und leichter Sinn artete oft in Leichtsinn aus; allein er war immer bieder und liebenswürdig. Unbefangene Herzensgüte und seltene Empfindung für alle Eindrücke des Wohlwollens und der Freundschaft waren seine Grundzüge.

Merkwürdig als Gegensatz für die Ausdauer und den emsigen Fleiß, womit er die Erzeugnisse seines Geistes zu Tage förderte, zeigte sich der große Hang für die Freuden der Geselligkeit. Unter guten Freunden war er vertraulich wie ein Kind, voll munterer Laune und drolliger Einfälle, doch immer gut und arglos. Seine Gutmüthigkeit spielte ihm manchen Possen, und in der Menschenkenntniß hatte er es nicht weit gebracht. Wenn er auch zuweilen versteckte Charaktere schnell ausholte, so blieb er in den meisten Fällen doch zuletzt der Getäuschte. Die Art seiner Erziehung und die unstäte Lebensart auf Reisen, wo er nur der Kunst lebte, machte eine wahre Kenntniß des menschlichen Herzens unmöglich.

Ungeachtet Mozart von Jugend auf im Lobe schwamm und im Weihrauch badete, wenn der Biograph sich so ausdrücken darf, so verrieth er nie jenen Kunst-Pedantismus und die stolze Aufgeblasenheit, die an manchen Jüngern Apollos so widerlich erscheint. Er sprach selten und wenig von seiner Kunst, und immer mit der liebenswürdigsten Bescheidenheit. Fremdem Verdienste ließ er alle Gerechtigkeit wiederfahren, und großen Meistern widmete er vollkommene Anerkennung. So sprach er, obgleich genugsamer Stoff zu gegenseitiger Eifersucht stets vorhanden gewesen wäre, z.B. nie von Joseph Haydn, als mit der größten Verehrung; hörte man ihn dessen Werke beurtheilen, so glaubte man nicht den ruhmbekrönten jungen Nebenbuhler, sondern einen begeisterten Schüler zu vernehmen. »Erst von Haydn habe ich gelernt, wie man sie schreiben muß,« antwortete er, als man ihn fragte, warum er gerade diesem einige seiner schönsten Quartetten zugeeignet habe, und als ihn ein schulgerechter aber geniearmer Componist einst auf einige kleine Unrichtigkeiten und Nachläßigkeiten, die sich zuweilen in Haydn's Werke einschlichen, eifernd aufmerksam machte, äußerte er mit Heftigkeit: »Herr, schmälern Sie seinen Ruhm nicht; wenn man Sie und mich zusammenschmelzte, so entstünde doch kein Haydn daraus.«

So haben immer wahrhaft große Männer andern hervorragenden Talenten ihr Recht wiederfahren lassen; nur der Kleine fürchtet sich vor dem Großen1.[1]

Mozart war in hohem Grade menschenfreundlich und uneigennützig. Ganz im Reiche der Töne lebend, schätzte er den Werth des Geldes wenig, und war in Anwendung desselben sehr nachläßig. Tändelnd und unbedachtsam warf er dasselbe weg, und hatte für Ersparnisse keinen Sinn. Er arbeitete viel umsonst aus Gefälligkeit oder Wohlthätigkeit. Wie oft verwendete er sich mit Aufopferung für arme reisende Virtuosen! Wie oft schrieb er für solche Conzerte, von denen er selbst keine Abschrift behielt! Wie oft theilte er mit ihnen, wenn sie ohne Geld und Bekanntschaft nach Wien kamen, Wohnung, Tisch u.s.w.

Selbst die Bezahlung, die er für seine Arbeiten nahm, war meistens mittelmäßig. Der Director Guardasoni zahlte ihm für den Don Juan nur hundert Dukaten, und für die herrliche Zauberflöte, welche dem Theaterunternehmer Schikaneder die leeren Taschen wieder füllte, bekam er nie einen Heller. Aus wahrer Menschenliebe, und um den alten Bekannten aus großer Bedrängniß zu retten, hatte er ihm die Composition dieser Oper zugesagt, und sich einzig vorbehalten, daß die Partitur nicht abgeschrieben, und ihm der spätere Verkauf derselben ausschließlich gewährleistet werde. Mit heiligen Betheuerungen schloß Schikaneder den Verfrag. Das herrliche Werk entstand, der Zulauf war ungeheuer, der Ruf der Oper flog in ganz Deutschland herum, und nach wenigen Wochen gab man sie schon auf den meisten großen Theatern, ohne daß ein einziges die Partitur von Mozart erhalten hätte. Als Mozart diese Betrügerey Schikaneders, der als Dichter des Werkes überdieß noch mit zur Unsterblichkeit hinübergeschleppt worden, erfuhr, war alles, was er sagte: »Der Lump!« – und damit war es vergessen. Durch Undankbarkeit ließ er sich nicht stören; kaum Minuten lang wurde er unwillig darüber.

Es mag hier auch eine Anekdote aus Mozarts älterm Leben Platz finden, welche wir zum Gegenstand des diesem Hefte vorgesetzten Kupferstiches gewählt haben, und die seine unbefangene Individualität beurkundet. Mozart war auf der letzten Reise nach Berlin Abends daselbst angekommen, und auf die Nachricht, daß eben seine »Entführung aus dem Serail« im Opernhause aufgeführt werde, hastig dahin geeilt. Im Reiserocke blieb er am Eingange des Parterre stehen, um unbemerkt da zu lauschen.

Allein bald freute er sich zu sehr über einzelne im Vortrage gelungene Stellen, bald wurde er mit den Tempo's unzufrieden, bald machten ihm die Sänger und Sängerinnen zu viele Schnörkeleyen – wie er's nannte; – kurz sein gesteigertes Interesse drängte ihn immer näher und näher dem Orchester zu. Indem er bald dieses, bald jenes, bald leiser, bald lauter brummte und murrte, gab er den Umstehenden, die auf das kleine unscheinbare Männchen im schlichten Ueberkleide herabsahen, Stoff zu lächelnden Bemerkungen, wovon er indessen nichts gewahrte.

Es kam endlich zu Pedrillo's Arie: »Frisch zum Kampfe, frisch zum Streite u.s.w.« Die Direktion hatte entweder eine unrichtige Partitur, oder man hatte verbessern wollen, und der zweyten Violine bey den oft wiederholten Worten: »Nur ein feiger Tropf verzagt,« Dis statt D gegeben. Hier konnte sich Mozart nicht länger halten; er rief fast ganz laut in seiner freylich nicht verzierten Sprache:

»Verdammt! Wollt ihr D greifen!«

Alles sah sich um, auch das Orchesterpersonale. Sogleich wurde er von einigen Musikern erkannt, und nun ging es wie ein Lauffeuer durch das Orchester, und von diesem auf die Bühne: Mozart ist da![2]

Einige Schauspieler, besonders die sehr geschätzte Sängerin Mad. B., welche die Blonde spielte, wollten nicht wieder heraus aufs Theater.

Diese Nachricht kam unverweilt zu den Ohren des Musikdirektors, welcher nun in seiner Verlegenheit Mozarten, der indessen schon bis hart an ihn vorgerückt war, davon Mittheilung machte.

Im Augenblick war Mozart hinter der Scene. »Madame, – sagte er zu der verlegenen Sängerinn, – was machen Sie da für Zeug? Sie haben vortrefflich gesungen, und damit Sie es ein andermal noch besser machen, will ich die Rolle Morgen mit Ihnen einstudieren.«

Verstellung und Schmeicheley waren seinem arglosen Herzen gleich fremde, jeder Zwang, den er seinem Geiste anthun mußte, ihm unausstehlich. Freymüthig und offen in seinen Aeußerungen beleidigte er nicht selten die empfindliche Eigenliebe, und zog sich dadurch manchen Feind zu. Wirklich hatte er zahlreiche unversöhnliche Feinde, und aus solchen unlautern Quellen mögen wohl die vielen häßlichen Erzählungen von seinem Leichtsinne und der Schuldenlast, in die er sich gestürzt habe, hergeflossen seyn, die nach seinem Tode ruchtbar wurden.

Mozart war Mensch, folglich Fehlern unterworfen wie alle Menschen. Die nämlichen Eigenschaften und Kräfte, welche das Wesen seiner großen Talente ausmachten, waren zugleich reizende Mahnung zu manchem Fehltritte, und brachten Neigungen hervor, die freylich bey Alltagsmenschen nicht angetroffen werden.

Mit der Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse aller Art gar bald ohne Weitläufigkeiten und Umstände fertig, übersah er bey derselben Abfertigung allerdings mehr als ihm zuträglich war, und gab dadurch Anlaß zu manchem Aerger. Aber sein Herz war und blieb immer gut, und der uneigennützige Sinn für Freundschaft und Wohlwollen, den er überall und in allen Lagen entfaltete, überwog sattsam die kleinen Verirrungen.

Mozart hinterließ seiner Familie nichts als den Ruhm seines Namens. Die Hülfsmittel ihrer fernern Unterhaltung beruhten auf der Großmuth des Wiener Publikums, dem Mozart so viele Stunden des reinsten Vergnügens, der edelsten Unterhaltung durch sein unerschöpfliches Talent geschaffen hatte, und wahrlich, man kann sagen, daß dieses seine Schuld redlich abzutragen bemüht war. Die Wittwe ließ in einem öffentlichen Conzerte zu ihrem Besten das merkwürdige Requiem aufführen. Der große Ruf dieses Meisterwerkes, verbunden mit dem Wunsche, Mozarts Hinterlassene zu unterstützen, zog ein äußerst zahlreiches Publikum zu, und in allen andern musikalischen Akademien, die der Wittwe zugestanden wurden, war die Einnahme immer bedeutend. Es gelang der thätigen Frau sogar, den Kaiser Leopold, der durch übertriebene Sagen von Mozarts Schulden und Verleumdungen aller Art ihr entfremdet worden war, wieder zu gewinnen, und das Andenken ihres Mannes bey dem gütigen Kaiser rein zu bewahren. Er überzeugte sich, daß jene Sagen sehr übertrieben waren, setzte der Wittwe eine anständige Pension aus, und hieß sie eine Aufführung der hinterlassenen Werke ihres Gatten veranstalten, welche er unterstützen wolle. Das Conzert ward unternommen, und der Kaiser zeigte sich so großmüthig, daß die Wittwe in den Stand gesetzt wurde, die durch viele Krankheiten und Reisen entstandenen Schulden des Gatten zu tilgen.

Auch anderswo fand Mozart's Wittwe gütige Unterstützung, und als sie einige Jahre später eine Reise durch Deutschland machte, erhielt sie überall Beweise, wie sehr das Andenken ihres Mannes gefeyert sey. In Prag, Dresden, Leipzig, Hamburg wurde sie mit Auszeichnung empfangen, und hatte sich besonders der Aufnahme in Berlin zu erfreuen, wo ihr der König, Friedrich Wilhelm II, (von dem Mozart für einige übersandte Quartette im Jahr vor seinem Tode eine goldene Dose mit 100 Friedrichsd'or erhalten hatte) das große Opernhaus zur Aufführung der Clemenza di Tito zu ihrem Benefiz, und die Mitwirkung der königl. Kapelle bewilligte. Es hieß in dem Kabinetsschreiben, das diese Erlaubniß gab: »Seine königl. Majestät machen sich ein wahres Vergnügen, durch Gewährung[3] des Wunsches, der Wittwe Mozart zu beweisen, wie Sie das Talent ihres verstorbenen Mannes geschätzt, und die ungünstigen Umstände bedauert haben, welche ihn die Früchte seiner schönen Werke einzuerndten verhinderten.« Bey der Aufführung der Oper war die ganze königliche Familie zugegen, und das Haus gedrängt voll2.

Mozarts Wittwe trat-drey Jahre nach seinem Tode in eine zweyte Ehe. Sie verband sich zu Wien sehr glücklich mit dem königl. Dänischen Geschäftsträger, Staatsrath von Nyssen, und lebte später viele Jahre mit ihm in Copenhagen. Nach seinem Hinschied zog sie zu Mozarts Schwester, der ebenfalls zur Wittwe gewordenen Reichsfreyinn von Berchtold, nach Salzburg. Von den beyden Söhnen Mozarts soll dato einer als geachteter Kaufmann in Mayland leben, der jüngere, die Vornamen seines Vaters führende Sohn, widmet sich der Tonkunst, und ist als ausgezeichneter Clavierspieler der musikalischen Welt bekannt. Er hat zu Lemberg eine Gesangschule errichtet, welche sehr geschätzt wird, giebt außerdem auf dem Claviere Unterricht und componirt. Im Herbste 1820 gab derselbe mit großem Beyfall Conzert in Zürich, und sammelte Beyträge zur Errichtung eines Monumentes, welches zu Ehren seines Vaters und Joseph Haydn's in Wien errichtet werden soll. Noch hat aber bis zur Stunde nichts über dessen wirkliche Errichtung verlauten wollen.

Das einzige Denkmal Mozarts, das man bis jetzt kennt, hat ihm die Herzoginn Amalia von Weimar in den Gartenanlagen von Tiefurt bey Weimar errichten lassen. Eine Zeichnung davon findet sich in dem zweyten Jahrgang der Leipz. Mus. Zeitung Nro. 24. Schade indessen, daß das Denkmal nur aus gebrannter Erde verfertigt, und daher früher Zerstörung unterworfen ist.

Wenden wir uns nun zu der Beurtheilung Mozart's als Künstler.

Die Größe und der Umfang von Mozart's Genie läßt sich nur nach dem frühen, so beyspiellos schnellen, Gange seiner Entwickelung, und nach der hohen Stufe der Vollkommenheit abmessen, die er in seiner Kunst erstiegen hat. Kein Tonkünstler vor ihm scheint deren weites Gebiet so ganz umfaßt, und in jedem Zweige derselben so vollendete Produkte geschaffen zu haben, wie Mozart.

Von der Schöpfung einer Oper bis zum einfachen Liede, von der kritischen Erhabenheit einer Sinfonie bis zur leichten Tanzweise, im Ernsten, im Komischen – überall tragen seine Werke den Stempel der reichsten Phantasie, der eindringendsten Empfindung, des feinsten Geschmackes.

Eine ausgezeichnete Eigenthümlichkeit seiner Werke ist die Verbindung der höchsten Compositionskunst mit Anmuth und Lieblichkeit. Er kannte die Forderung der Kunst und der Natur. Nichtsdestoweniger schrieb er, was sein Genius ihm eingab, was sein richtiger Geschmack gründlich wahr und schön fand, unbekümmert, ob es dem großen Haufen munde oder nicht. Ich werde mir mein Publikum selbst bilden, pflegte er zu sagen, überzeugt, daß die Schönheit wie die Wahrheit doch endlich erkannt wird und gefällt.

Mozart war es auch, der die Bahn brach, die Blasinstrumente auf eine bisher unbekannte Art zu gebrauchen und mächtig wirken zu lassen. Er maß mit dem feinsten Sinne die Natur und den Umfang der Instrumente ab, zeichnete ihnen neue Bahnen vor, und gab jedem derselben die vortheilhafteste Rolle, um die kraftvolle Masse und Harmonie hervorzubringen, welche in allen seinen Werken die Bewunderung der Kenner erzwingt, und das stete Studium jedes nach Vervollkommnung strebenden Componisten bleiben wird. Wie wohlthätig wirkte diese Veränderung in der Tonwelt, wie ganz anders sehen hierin die Compositionen, selbst großer Meister, nach Mozart's Periode, als vor derselben aus? Wie unendlich haben sie durch die Anwendung der Blasinstrumente gewonnen?[4] Selbst die Werke Haydn's beurkunden dieß. Man vergleiche dessen ältere Sinfonien mit den spätern. Die Schöpfung schrieb Haydn erst nach Mozart's Glanz-Epoche.

So groß, so neu immer Mozart in der Instrumentalparthie seyn mochte, so entfaltete sich doch sein mächtiges Genie noch reizender in dem Satze des Gesanges für menschliche Stimmen. Hierin erwarb er sich das größte Verdienst. Mit richtigem Geschmacke führte er ihn zu seiner Mutter, der Natur und Empfindung, zurück. Er wagte es, den italienischen Sängern zu trotzen, alle unnützen Gurgeleyen, Schnörkel und Passagenwerk zu verbannen. Daher ist sein Gesang meistens einfach, natürlich, kraftvoll, ein reiner Ausdruck der Empfindung und der Individualität der Person und ihrer Lage. Der Sinn des Textes ist überall richtig und genau getroffen, seine Musik spricht. Hauptsächlich aber sind seine Dichtungen für den Gesang mehrerer Stimmen unübertroffen; wie herrlich sind seine Terzetten, Quartetten, Quintetten und vorzugsweise seine unübertrefflichen, wahrlich einzigen Opern-Finale! Welcher Reichthum! Welche Mannigfaltigkeit in Wendungen und Veränderungen! Wie angenehm umschlingen sich die Stimmen, wie schön vereinigen sie sich alle, um ein reizendes Ganzes zu bilden, eine neue Harmonie hervor zu bringen! – und doch drückt jede Stimme nur ihre eigene, oft der andern gerade entgegengesetzte Empfindung aus. Hier ist die größte Mannigfaltigkeit und die strengste Einheit vereinigt.

Die berühmtesten Tonkünstler erkannten die Größe seines Genies, und bewunderten seine Werke. Joseph Haydn, dieser Liebling der Grazien, der in hohem Alter noch das Gefühl eines Jünglings zeigte, ist gewiß vor allen ein befugter und berufener Richter. Sein Urtheil ist unparteyisch, weil er als ein redlicher Mann bekannt ist, und Mozart's aufblühender Ruhm dem seinigen im Wege stand. Schon im Jahre 1785, da Mozart's Vater noch lebte, sagte J. Haydn bey einer Zusammenkunft in Wien zu ihm: »Ich sage Ihnen vor Gott, und als ehrlicher Mann, daß Ich ihren Sohn für den größten Componisten anerkenne, von dem ich nur immer gehört habe; er verbindet Geschmack mit der gründlichsten Kenntniß seiner Kunst.«

Weil wir gerade von Haydn sprechen, so sey es uns vergönnt, eine kleine Parallele zwischen ihm und Mozart aufzuführen, welche eine Art Schlußstein zu den in den drey vorhergehenden Jahrgängen dieser Neujahrsblätter enthaltenen Biographien dieser Ton-Heroen bilden soll.

Stellen wir Haydn und Mozart zusammen, so zeigt uns ein erfreulicher Blick herrliche Einheit in der individuellsten Mannigfaltigkeit; die verschiedenen Verhältnisse beyder stören das Fortschreiten ihrer Geister nicht, wenn wir schon in der Bestimmung ihrer Schicksale auf merkliche Verschiedenheit stoßen. Musik der Väter weckte den Tonsinn der Söhne. Mozart war der Sohn eines musikalischen Vaters; Jos. Haydn weckten die Gesänge und Akkorde der ländlichen Cither. Der Sohn des Musikers, dessen Genie früher gepflegt, sich früher entwickelte, hatte mit wenigern Hindernissen zu kämpfen, als der Sohn des Stellmachers von Rohrau. Mozart blühte früher, vollendete aber auch früher. Mozart's Genius wurde frühe unter den gefälligen Musen Wiens gepflegt; Haydn lebte auch in Wien, aber seine Jugend verwundeten die Dornen, während Mozart auf den Rosen gewiegt wurde. Haydn kam nie nach Italien, wie Mozart, wohl aber in das Land des tiefsinnigsten Ernstes, England, welches dagegen Mozart nur als Knabe sah. Mozart zeigte in seinen frühern Compositionen einen düstern Ernst, und gewiß wäre ein strenger Contrapunktist aus ihm geworden, hätten ihn nicht Wiens gefällige Musen umgeben, und Italiens Zaubermelodien mit ihren Blumenketten umwunden. Aber dabey wirkte seine Kraft wohlthätig auf die Anmuth seiner Umgebungen, theilte sich ihnen mit, und so ward Mozart Schöpfer jenes neuen Styls, der italienische Anmuth mit deutscher Kraft verbindet. Haydn's frühere Compositionen sind melodisch, tändelnd; denn er hörte nichts als gefällige Musik, und sein erster Meister, Porpora, war ein Italiener. Dieser heitere, melodische Genius reiste nach England, und dort ward er, wie Mozart im Süden, der Schöpfer eines neuen Styls im Norden, der die Anmuth des Südens mit der Kraft des Nordens[5] vereinigte. Beyde bekamen ihre eigene Popularität, die sich in dem Maximum des Idealen umarmte. Haydn versteckt seine tiefen Harmonien unter Rosen und Myrtengewinde der Melodie; Mozart drängt unaufhaltsam durch Tonströme, kämpfend wie der jugendliche Held. Haydn wandelt gemüthlich, wie ein Weiser, auf Blumengefilden der erquickenden Ruhestätte zu; Mozart erscheint plötzlich, prächtig und groß, wie der Blitz oder die Sonne. Haydn bereitet vor, wie ein Frühlingstag aus sanftem Morgenlichte, und schafft sich erst rings herum den Himmel, indem sich seine Erwählten freuen sollen; Mozart tritt, wie ein Sohn des Lichtes, plötzlich und unerwartet unter die Sterblichen, und reißt mit allmächtigem Arme in unaufhaltsamem Fluge hoch empor zum Olymp. Haydn führt uns aus uns heraus; Mozart versenkt uns tiefer in uns selbst, und hebt uns über uns.

Mozart starb in seiner schönsten Blüthenzeit, und sein Geist schuf beym Verscheiden noch ein vollendetes Meisterstück des höchsten Ernstes; Haydn ging als lebenssatter Greis von hier, und schuf als solcher – ein Jüngling am Geiste – eine neue Schöpfung, und einen neuen Frühling und einen glühenden Sommer im Winter seines Erdenlebens. Jeder von beyden behauptet seine Originalität; aber beyde sind die Schöpfer eines guten Geschmacks.

Haydn erschuf das Quartett aus der hellen reinen Freude seiner lieblichen originellen Natur. An Naivetät und heiterer Laune bleibt er daher auch immer der Einzige. Mozarts reichere, kräftigere Phantasie griff weiter um sich, und sprach in manchem Satz das Höchste und Tiefste seines innersten Wesens aus; er war auch selbst mehr ausübender Virtuose, und muthete daher den Spielern weit mehr zu, setzte auch mehr Werth in künstlich durchgeführte Arbeit, und bauete so auf Haydn's lieblich-phantastisches Gartenhaus seinen Pallast. Wenn Haydn auch durch das Methodische und Planmäßige seiner Werke, welche (die frühern vorzüglich) oft sogar den Anschein eines bestimmten Zuschnittes haben, und durch die kindliche Einfalt seiner Melodien an frühere steife Perioden der Tonkunst erinnert, so kann er doch durch den Reichthum seiner Gedanken, durch die unerschöpfliche Gewandtheit in der Ausführung derselben, und in dem Gebrauche der Instrumente als Stifter einer neuen musikalischen Epoche angesehen werden. Sein scherzendes, humoristisches Wesen verlor bey allen Spielen seines Geistes nie den entworfenen Plan aus den Augen. – Mozart nahm noch einen kühnern Flug; bey ihm schimmert nie oder nur höchst selten die Reflexion über seine Werke hervor, welche in Haydn's Compositionen von dem erfahrenen Kenner meistens wahrgenommen werden kann, und doch bleibt auch Mozart darin höchst bewunderungswürdig und im Ganzen unübertroffen, daß bey dem freyesten Gange seiner Tonweisen, und bey der Ueppigkeit und Fülle seiner Harmonien dennoch nie ein Mangel an Zusammenhang oder eine gesuchte willkührliche Verbindung, nie eine grelle Modulation, stets die tiefste, seelenvollste Verkettung musikalischer Gedanken wahrgenommen wird. Seine Produkte sind wahrhaft organisch zu nennen, indem sich alles Einzelne in ihnen nothwendig so aus dem Ganzen entwickeln muß, und doch sich überall die Freyheit, die Ungezwungenheit zeiget, die jedes wahre Kunstwerk ziert. Sie sind die Erzeugnisse eines tiefsinnigen Geistes, nichts verräth ihr Entstehen; man lebt denselben hingegeben in einer eigenen unsichtbaren Welt, und nur das Wiedereintreffen der Gedanken in die Wirklichkeit erinnert nach dem Verschwinden seiner Töne an den Künstler und die Kunst.


Nichts charakterisirt Mozarten in seinem Thun und Lassen wohl besser, als der folgende Brief, den er an einen seiner Gönner3 im Herbste des Jahres 1790, von Prag aus, schrieb. Wir geben denselben in seiner ganzen Umständlichkeit, indem er, da er uns ganz in sein innerstes Wesen blicken läßt, diese Biographie ergänzt, und uns überdieß mit Mozarts Schreibart und Briefstyl bekannt macht.[6]

»Hierbey sende ich Ihnen, mein lieber, vortrefflicher Baron, Ihre Partituren wieder zurück. Wenn Sie mehr durchgestrichene Stellen als Noten finden, so werden Sie sich das, aus dem was ich Ihnen hier weiter sage, erklären können.«

»Die Ideen in Ihrer Sinfonie haben mir sehr gefallen; allein diese Composition wird wenig Effect machen. Es ist ordentlich ein Haufe von Ideen darinnen, die man aber alle nur stückweise hört. Wenn ich wüßte, daß Sie mir darüber böse werden könnten, so hätt' ich hundertmal lieber geschwiegen oder die Freymüthigkeit unterdrückt. Doch soll Sie dieß nicht abschrecken, denn es geht allen Denen so, welche nicht von Jugend auf unter einem polternden Lehrmeister und seiner Zuchtruthe und närrischer Laune schwitzten, sich dennoch aber einbilden, bey etwas natürlichen Anlagen und Liebe zur Kunst könne man auch mit dem Componiren fertig werden. Manchem gelingt es denn auch, etwas Leidliches herauszubringen, aber meist doch nur durch das Zusammenflicken von ein Paar Gedanken, die sie andern gestohlen haben, weil sie selbst keine hatten. Andere haben wohl auch Ideen, können sie aber nicht richtig auffassen und wiedergeben, und in diesem Fall befinden Sie sich. Aber im Namen der heiligen Cecilia bitte ich Sie, nehmen Sie mir's ja nicht übel, daß ich so mit ihnen umgehe. In Ihrem Thema ist ein schöner Gesang, und die liebe Fränzel muß es sehr oft singen; ich wünschte alsdann, daß Sie dabey wären und sie hörten und sähen. – Die Menuett des Quartetts ist gar nicht übel, bis zur Stelle, wo ich ein Zeichen anbrachte; aber das Coda wird mehr Lärm als Effect machen. Sapienti sat und auch nihil sapienti. Ich meyne mich nämlich selber damit, der ich mich nicht darauf verstehe, viel darüber zu schreiben. Unser einer macht's lieber selber.«

»In meiner Freude habe ich Ihren Brief wohl hundertmal geküßt. Nur hätten Sie mich nicht so viel loben sollen. Ich kann's wohl noch anhören, wenn man mir etwas Schmeichelhaftes sagt, denn man wird dergleichen wohl am Ende gewohnt, aber lesen thue ich's nicht gern. Ihr guten Leute macht viel zu viel Wesens aus mir. Ich und alle meine Compositionen sind's nicht werth.«

»Aber, liebster Baron, was muß ich zu ihrem Präsent sagen? Es ist so gerade zur rechten Zeit gekommen, wie der Stern in der dunkeln Nacht, oder wie ein Blümchen in der Mitte vom Winter, oder wie ein Gläschen Madeira, wenn einer einen verdorbenen Magen hat, oder wie ... wie ... Schreiben Sie sich selber hier noch bey, was Sie meynen, das man noch sagen könnte. – Gott weiß es, wie ich mich plagen muß, um meinen Unterhalt zu verdienen, und Liebweibchen die bedarf denn auch noch was.«

»Wenn ich nur wüßte, wer Ihnen gesagt haben könnte, daß ich faul sey. Geben Sie ihm nur, ich bitte Sie gar schön – denn einem Baron ist ja so etwas erlaubt – von meinetwegen ein Paar tüchtige Maulschellen dafür. Ich wollte ja herzlich gern in einem fort arbeiten, wenn man mir nur erlauben wollte, bloß solche Sachen zu componiren, die ich will und kann, und mit denen ich bey mir selbsten Ehre einlege. Vor drey Wochen habe ich eine Sinfonie geschrieben, und mit der morgigen Post biete ich Hofmeistern drey Quartette für's Clavier an, wenn er sie mir bezahlen will.«

»Ach, wenn ich doch ein großer Herr wäre, da würde ich sagen: ›Mozart, jetzt schreibst du für meine Rechnung, aber so gerade das, was dir auch selber gefällt, und so gut, als du's immer nur kannst. Du bekömmst keinen Kreuzer, bevor du nicht etwas fertig gemacht hast; aber ich kaufe dir alle deine Manuscripte ab, und du brauchst sie nun nicht mehr auf'm Markt herum zu tragen, wie ein Fratschlerweib.‹« – – –

»O Gott! wie trübsinnig und wild macht es mich oft, so viele Dinge in der Welt zu sehen, die ganz anders sind, als sie seyn könnten und sollten.«

»Glauben Sie, daß es sich so verhält, wie ich Ihnen hier schreibe; aber bösen und dummen Leuten müssen Sie nichts glauben. Meinetwegen gehe aber alles a la casa del diavolo!«

»Jetzt komme ich zu dem schwersten Theil Ihres Briefes, den ich lieber ganz und gar[7] überschlagen möchte, weil es meiner Feder in solchen Sachen nicht gelingen will. Doch will ich Ihnen auch darauf antworten, und sollten Sie auch über meine Schreiberey lachen müssen!«

»Sie wünschen zu wissen, wie ich es anfange, wenn ich etwas Gutes oder Kraftvolles componire. Je nun, das will ich Ihnen, wie Sie es gleich lesen sollen, expliciren, aber besser kann ich's nicht.«

»Wenn ich gut aufgelegt und ganz in meinem Fache bin, wenn ich in einem Wagen fahre oder nach einem guten Mittagessen einen Spaziergang mache, oder wenn ich im Bette liege, und nicht einschlafen kann, dann kommen mir die Ideen haufenweise; wo sie herkommen oder wie sie kommen, das kann ich Ihnen nicht sagen. Die mir aber gefallen, die halte ich fest im Gedächtniß. Zuweilen trillere ich solche, wie mir andere sagten, so vor mich hin. Wenn ich sie einmal festgepackt habe, so gelingt es mir dann auch nach und nach aus dem ganzen Teige eine Pastete zu kneten, nach den Regeln des Contrapunktes und nach der Natur und Beschaffenheit eines jeden Instrumentes. Ich gerathe dann darüber in Begeisterung; wenn ich nicht gestört werde, so erweitern sich meine Ideen, entwickeln sich, und werden immer klarer, und so ist die ganze Composition in meinem Kopfe schon so weit zu Ende gebracht, daß, so groß und bedeutend sie auch seyn mag, ich sie im Geiste mit einem Blicke übersehe, gerade so als wie das Ganze eines schönen Gemäldes oder einer hübschen Figur sich vor meine Blicke stellt. Ich höre in meiner Einbildungskraft das Ganze auf einmal; nicht etwa nach und nach, wie es doch nachher nur gehört werden kann. Dann genieße ich einen wahren Schmaus. – Die Verrichtung des Erfindens und die Fertigung geht in mir vor, wie ein schöner Traum. Aber das Vermögen, so alles auf einmal hören zu können, dieß ist das Allerschönste dabey. Was ich einmal so aufgefaßt habe, vergesse ich nicht leicht wieder, und das ist die größte Gabe, die mir Gott verliehen hat. Wenn ich alsdann anfange niederzuschreiben, so ziehe ich aus meinem Hirnkasten das hervor, was auf die Art, wie ich es Ihnen beschrieben habe, hineingekommen ist, und weil also das Ganze schon vorher in meinem Kopfe war, so geht es auch mit dem Niederschreiben aufs Papier sehr geschwind. Ich kann deßwegen auch wohl dabey gestört werden, und Alles um mich herum vorgehen lassen, ich arbeite dabey fort, und kann während der Arbeit auch wohl mit Einem von Hühnern und Gänsen sprechen.«

»Aber wenn Sie mich fragen, wie es zugeht, daß alle meine Arbeiten die ihnen eigenthümliche Mozart'sche Manier haben, und in nichts, auch nur im Mindesten, den Charakter der Compositionen anderer Meister tragen, so kann ich Ihnen dieß auf keine andere Art erklären, als daß es sich damit gerade so verhält, als wie mit einer Nase, welche durch ihre Biegung und Länge die ächte Mozart'sche Nase ist, und die von allen andern Nasen unterschieden ist. Ich suche die Originalität nicht, kann Ihnen aber auch von der meinigen keine genauere Erklärung geben. Warum sollte es denn in der That nicht ganz natürlich seyn, daß die Menschen, von denen ein jeder seine eigene Physiognomie hat, auch im Innern sich eben so von einander unterscheiden müßten, wie sie im Aeußern von einander unterschieden sind? Ich weiß wenigstens, daß, was meine innere Physiognomie anbetrifft, ich mir sie eben so wenig, als meine äußere gegeben habe.«

»Nun aber, liebster Freund, bitte ich Sie gar schön, lassen Sie mich für immer in Ruhe, und glauben Sie aber auch, daß ich, wenn ich diese Bitte thue, keinen andern Grund dazu habe, als weil ich nicht im Stande wäre, Ihnen noch ein Wort mehr darüber zu schreiben. Sie sind ein gelehrter Herr, und werden kaum eine Vorstellung sich davon machen können, was ich für Mühe gehabt habe, um Ihnen nur so viel darüber zu schreiben. Einem andern hätte ich gar nichts darauf geantwortet, und hätte bey mir selbst gedacht: mutschi, buschi, quittle, etsche, mollap, nevving.« –

»Während meines Aufenthaltes in Dresden ist nichts Besonderes vorgefallen; die bilden sich dort ein, sie hätten alles aufs Beste, weil sie vor Zeiten einmal etwas Gutes gehabt haben. Ausgenommen ein Paar ordentliche Leute, wußten sie weiters nichts von mir, als daß ich in Paris und[8] London in der Bubenmütze ein Paar Conzerte gespielt habe. In der Oper bin ich nicht gewesen, denn der Hof war den Sommer über auf dem Lande. Neumann hat mir eine von seinen Messen in der Kirche gegeben, sie war schön, sie haben sie gut aufgeführt, aber es war eine gedehnte Composition und ein bisgen frostig, wie Euer Excellenz manchmal zu sagen pflegen. Es kam so auf die Art von Hasse heraus, aber ohne sein Feuer, und die Melodie neuer. Ich habe vor den Herren dort sehr oft gespielt; aber sie wurden dabey nicht weiter hitzig, und sagten mir nichts als fades Zeug, das ich schon tausendmahl gehört habe. Sie forderten mich auch auf, die Orgel zu spielen; die Orgeln, die sie dort haben, sind prächtig. Ich sagte ihnen, was auch wahr ist, daß ich nicht gewohnt sey, auf der Orgel zu spielen; doch ging ich mit. Ich bemerkte bald, daß sie einen Orgelspieler von Profession in Petto hatten, durch dessen Spiel sie mich herunterzusetzen gedachten. Er spielte brav, aber ohne Einbildungskraft und ohne originelle Gedanken. Ich nahm mich nun zusammen, um etwas aufzutischen, das Hände und Füße habe. Zum Schlusse spielte ich eine Doppelfuge in gravitätischem Style hübsch langsam, damit sie das Fortschreiten aller Stimmen hören konnten. Jetzt hatten sie genug, und wollten nichts weiter haben. Hößler, der strenge Compositeur, auf den ich's eigentlich gepackt hatte, lobte mich am herzlichsten und aufrichtigsten. Er hüpfte vor Freude in die Höhe, und wollte mich alle Augenblicke küssen, auch aß und trank er mit mir in meinem Wirthhause. Die andern, die ich auch einlud, gingen nicht mit.«

»Jetzt, lieber Freund und Gönner, ist mein Papier schon ganz voll gekritzelt, und die Flasche Weins, die meine Portion für den ganzen Tag seyn sollte, wird gleich ausgeleert seyn. Seit dem Brief an meinen lieben Herrn Schwiegerpapa, wo ich um seine Tochter Constanze anhielt, habe ich keine so lange Litaney geschrieben. Werden Sie nur nicht böse. Im Plaudern und Schreiben muß ich mich zeigen, wie ich bin, oder das Maul halten und die Feder wegwerfen. Behalten Sie mich lieb, dieß soll mein letztes Wort seyn.«

»O mein Gott! könnte ich Ihnen doch auch einmal so eine Freude verschaffen, als Sie mir machten! Ich stoße mit mir selbst an, und rufe dabey aus: Auf die Gesundheit meines guten und treuen von S ......! Amen.«


Erkenne, junger Leser, aus diesem Briefe Mozarten; hier ist er wie er leibt und lebt. Strebe ihm nach in der Kunst, als Mensch sey regelmäßiger!


Verzeichniß sämmtlicher Werke

von Wolfgang Amadeus Mozart.

(geb. 1756, gest. 1791)


aus den zuverläßigsten Quellen mit möglichster Genauigkeit ausgezogen.


(Was mit* bezeichnet ist, hat Mozart von seinem 7ten bis 12ten Jahr geschrieben).


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4


A. Kirchen-Musik.


Messe Nro. 1in C à 4 voci 2Leipzig,

Violini,Basso oderBreitkopf.

Org., 2 Oboi, 2

Trombe, Timp. (Lat.

u. deutsch)

Messe Nro. 2in C à 4 voci 2Leipzig,

Violini,Basso oderBreitkopf.

Org. 2 Oboi, 2

Trombe, Timp. (Lat.

u. deutsch)[9]

Messein F à 4 voci 2Leipzig, Peters.

Violini ed Organo

Messein B à 4 voci 2Leipzig, Peters.

Violini, Viola, Baso

oder Org., 2

Clarinetti, 2

Fagotti, 2 Corni

Due Missaein C et G à 4 voci 2München, Falter.

brevesViolini, Baso oder

Org., 2 Corni

Messe Nro. 7in G à 4 voci 2Bonn, Simmrock.

Violini, Viola,

Basso oder Org., 2

Oboi, 2 Fagotti, 2

Corni (Lat. u.

deutsch)

Missain D à 4 voci 2Augsburg, Lotter

Violini, Vcello ed1793.

Organo

*1768Große Missaà 4 voci

2 Violini, 2 Viole,

Basso od.

Org., 2 Oboi, 4

Trombe, Timp. zur

Einweihung der P.

Parhammer'schen

Waisenhauskirche in

Wien componirt.

*1768Kleinere Missaà 4 voci 2 Violini

etc.

1791Requiem, Missa pioà 4 voci 2 Violini,Leipzig,

Org., 2 Corni diBreitkopf.

Bassetto, 2 Fagotti,

2 Trombe, 3 Trom-

boni e Timp. (Lat. u.

deutsch)

Kleineres Requiem(im Nachlaß).

1783David de penitenteOratorium à 4 vociLeipzig,

mit Orchester.Peters.

1789Händels MessiasFür den Baron vanLeipzig,

Swieten, nach demBreitkopf.

Geschmacke des

Zeitalters

bearbeitet

*Oratoriumvon 5 singenden

Personen (die

Original-Partitur

hat 208 Seiten).

*Stabat materà 3 voci, von lauter

Canons.

*Kurzes Sabat materà 4 voci, ohne

Orchester.

*Cantate zum heil.à 2 voci mit

Grabe ChristiOrchester (besteht

aus 2 Arien,

Recitativ und 1

Duett).

Cantate Nro. 1.Heiliger sieh gnädigLeipzig, Breitkopf.

à 4 voci, mit

größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 2.Allerbarmer höre à 4Leipzig, Breitkopf.

voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 3.Herr, Herr, vorLeipzig, Breitkopf.

deinem Throne à 4

voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 4.Ewiger erbarme dichLeipzig, Breitkopf.

à 4 voci, mit

größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 5.Mächtigster,Leipzig, Breitkopf.

Heiligster à 4 voci,

mit größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 6.Hoch vom HeiligthumeLeipzig, Breitkopf.

à 4 voci, mit

größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 7.Herr auf den wirLeipzig, Breitkopf.

schauen à 4 voci,

mit größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Cantate Nro. 8.Alles was ich hoffeLeipzig,

(Tute le mie) à 4Breitkopf.

voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

1791CantateDie ihr desLeipzig,

unermeßlichenBreitkopf.

Weltalls à 4 voci,

mit größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Mottete oderPreis dir GottheitLeipzig,

Hymne Nro. 1.(Splendete le) à 4Breitkopf.

voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

Mottete oderOb fürchterlichLeipzig,

Hymne Nro. 2.tobend (Ne pulvis) àBreitkopf.

4 voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

Mottete oderGottheit dir seyLeipzig,

Hymne Nro. 3.Preis und Ehre à 4Breitkopf.

voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

HymneGottheit über alleLeipzig,

machtig à 4 voci,Breitkopf.

mit größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Te DeumDen Namen nichtLeipzig,

nennen à 4 voci, mitBreitkopf.

größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

*1768Offertorium, großes(zur Einweihung derLeipzig,

P. ParhammerschenBreitkopf.

Waisenhauskirche

componirt à 4 voci,

mit größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

OffertoriumAlma Dei creatoris àWien,

4 voci, mit größererDiabelli.

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

Offertorium Fuga, DmSancti et justi inWien,

Domine gaudete à 4Diabelli.

voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

Offertorium Fuga, FAmavit eum Dominus àWien,

4 voci, mit größererDiabelli.

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

*1768Veni sancte spiritus

Sancta Maria in Fà 4 voci, mitOffenbach,

größerer oderAndre.

kleinerer

Orchester-Begleitung

1791Ave verum corpusà 4 voci, mitOffenbach,

größerer oderAndre.

kleinerer

Orchester-Begleitung

Beatus vir. Psalmà 4 voci, mitLeipzig,

größerer oderBreitkopf.

kleinerer

Orchester-Begleitung

Misericordias Dominià 4 voci, mitLeipzig,

größerer oderPeters.

kleinerer

Orchester-Begleitung

Regina coeli laetareà 4 voci, mitWien,

größerer oderDiabelli.

kleinerer

Orchester-Begleitung

Quis teChor. (con ViolinoWien,

comprehandetobligato) à 4 voci,Artaria.

mit größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

Kyrie, in Dmà 4 voci, mitOffenbach,

größerer oderAndre.

kleinerer

Orchester-Begleitung

De profundisà 4 voci, mitBerlin,

größerer oderTrautwein.

kleinererParis,

Orchester-BegleitungBeaucé.

4 Chöre,wobey 2 zu Lytane-

yen gehörige Fugen und

2 mit Orgelbegleitung.

à 4 voci, mit

größerer oder

kleinerer

Orchester-Begleitung

6 PsalmenLiv. 1., 2. und 3 àWien, Artaria.

4 voci, mit größerer

oder kleinerer

Orchester-Begleitung

1770Anthiponaà 4 voci, in

Bologna.

*1Fugaà 4 voci.

Mehrere Litaneyen, Offertorien, Cantaten, Hymnen, einzelne Fügen u. dgl.


Im Nachlasse fanden sich ferner sieben mehr oder minder ausgearbeitete Fragmente von Kyrie, der Anfang eines Gloria, ein unvollendeter Psalm Memento Domine David, und eine schon weit vorgerückte deutsche Cantate »die Seele des Weltalls, o Sonne!« für 2 Tenor und 1 Baß, die herrliche Stücke enthalten soll.


[10] B. Weltliche Musik.


1. Opern.


*1767 Apollo und Hiacinthein lateinisches Drama für 5

singende Personen, für die

Universität in Salzburg, die

Partitur hat 162 Seiten.

*1768 Bastien und BastienneOperette für Dr. Mesmer in

Wien componirt.

*1768 La finta sempliceOpera buffa, auf Befehl des

Kaisers Joseph geschrieben,

die Partitur hat 558 Seiten.

1770 Mithridate, Re di PontoOpera seria für Mayland.

1771 Ascania in Albatheatralische Serenata für

Mayland zur Vermählungsfeyer

des Erzherzog Ferdinand.

1772 Il Sogno di Scipionetheatral. Serenata zur

Installat. des Erzbisch. von

Salzburg.

1772 Lucio SyllaOpera seria für Mayland.

1774 La finta GardinieraOpera buffa in 3 Atti für

(die Gärtnerin aus Liebe)München.

1775 Il Rè pastorePastorale für Salzburg.

1780 Idomeneo, Rè di CretaOpera seria in 3 Atti für

München. Bonn Simmrock.

1782 Die Entführung ausOper in 3 Akten für Wien.

dem Serail, oder BelmontBonn Simmrock.

und Constanze

1786 Der SchauspieldirektorOperette für den Hof von

Schönbruun. Bonn, Simmrock.

1786 Le nozze di FigaroOpera buffa in 4 Atti für

(Figaros Hochzeit)Wien. Bonn, Simmrock.

1787 Don Giovanni, ossia IlOpera in 2 Atti für Prag.

dissoluto punito (Don Juan,Leipzig, Breitkopf.

oder der steinerne Gast.

1790 Cosi fan tutte, ossia LaDrama giocoso in 2 Atti für

scuola degli amnatiWien. Leipzig, Breitkopf.

(Weibertreue)

1791 Die ZauberflöteOper in 2 Akten, für

Schikaneders Theater in Wien.

Bonn, Simmrock.

1791 La Clemenza di TitoOpera seria in 2 Atti für die

(Titus der Gütige)Kaiserkrönung in Prag.

Leipzig, Breitkopf.


Ferner:


1785 Ouvertüre, Terzett und Quartett zu der Oper La Villanella rapita für Rom.

Zwischenakte und Chöre zum Schauspiele Thamos von Egypten.

Eine unvollendete Oper. Personen: Bettina, Don Asdrubale, Pulcherio, Bocconio im Nachlaß.

Eine unvollendete Oper 2 ganze Akte, soll in der Manier der Entführung gleichen im Nachlaß.


2. Oratorien und Cantaten.


1788 Acis und Galathea, Händelsche Werke, für den Baron von Swieten nach dem Geschmacke des Zeitalters bearbeitet

Leipzig, Kühnel.


1790 Das Alexandersfest, Händelsche Werke, für den Baron von Swieten nach dem Geschmacke des Zeitalters bearbeitet

Leipzig, Kühnel.


1790 Caecilia, Händelsche Werke, für den Baron von Swieten nach dem Geschmacke des Zeitalters bearbeitet

Leipzig, Kühnel.


1785 Die Maurerfreude Cantate (auch mit einem Texte zum Reformationsfeste)

Leipzig, Peters.


1791 Kleinere Maurer-Cantate in C.

Das Lob der Freundschaft, Cantate

Bonn, Simmrock.


3. Kleinere Gesangstücke.


1765 u. 1766. 15 Italienische Arien, in London und im Haag geschrieben.

60–70 verschiedene Arien, Duetten, Terzetten u.s.w., wovon sich 43 im Nachlasse befanden und die meisten jetzt gedruckt sind.

Dabey sind mehrere Zulagen zu Idomeneo, Figaro und Don Giovanni begriffen.

39 verschiedene Canons zu 2, 3, 4 und 6 Stimmen.

Viele Solfeggien für Gesang-Uebungen.

50–60 deutsche Lieder, wovon sich 34 im Nachlasse befanden und die meisten jetzt gedruckt sind4.

1791 Coro »Viviamo felici«. Eingelegter Schlußchor in die Oper »Le Gelosie Villane« von Sarti.


4. Instrumental-Werke.


39 Sinfonien für mehr oder minder großes Orchester, wovon 16 in Amsterdam, Hamburg, Leipzig und Offenbach gestochen sind. Davon hat Mozart 13 von seinem 7ten bis 12ten Jahre geschrieben. Ob unter diesen 39 Sinfonien diejenigen begriffen sind, welchen die musikalische Zeitung (Jahrgang 1831, Nro. 45., als vor 1784 componirt und nun neu an's Licht getreten) erwähnt, ist unausgemittelt.

14 Opern Ouvertüren, wovon diejenigen seiner letzten 9 Opern in Paris, Leipzig und Offenbach gestochen sind.

1 Opern Ouvertüren, zu der Oper »La Villanella rapida.« Leipzig, Kühnel.

1 Serenade in B Ob. posth. Wien, Riedl.[11]

1 Maurer Trauermusik. 1785Offenbach, Andre.

1 Conzertante für ganzes

OrchesterAugsb, Gombart.

1 Musikalischer Spaß. 1787.

für 2 Violini, Viola,

Basso e 2 CorniOffenbach, Andre.

*1 Gallimathias musicum. Ao.1766. für das Installationsfest des Prinzen von Oranien, im Haag componirt.

6 Märsche für ganzes Orchester.

Liv. 1 u. 2.,Offenbach Andre.

Verschiedene Märsche, auch militärische, für 2 Violini, Basso, 2 Oboi, 2 Fagotti, 2 Corni.

36 Menuetten wovon viele in früher Jugend componirt und manche spätere in Offenbach, Mannheim und Wien gestochen sind.

50 deutsche Tänze wovon viele in früher Jugend componirt und manche spätere in Offenbach, Mannheim und Wien gestochen sind.

11 Contretänze wovon viele in früher Jugend componirt und manche spätere in Offenbach, Mannheim und Wien gestochen sind.

2 Stücke für Spieluhren und Orgelwalzen. Ao. 1790 und 1791.

4 Ballete und Pantomimes (im Nachlaß).

51 Divertissements für einzelne oder mehrere Instrumente, davon zehn vor seinem 13ten Jahre geschrieben, darunter befinden sich auch verschiedene Harmoniewerke, wovon einige im Stich herausgekommen sind.

8 Quintetten für 2 Violini, 2 Viole e Basso, alle in Wien, Leipzig und Offenbach gestochen.

28 Quartetten für 2 Violini, Viola e Basso, worunter 1 mit Oboe und 1 mit Flauto alle in Wien, Leipzig und Offenbach gestochen.

1 Nachtmusik für 2 Violini, Viola e Basso, worunter 1 mit Oboe und 1 mit Flauto alle in Wien, Leipzig und Offenbach gestochen.

17 Trios für Violino, Viola e Basso, davon 6 vor dem 13ten Jahre comp. und 10 im Nachlaß. Mehrere sind gestochen.

* Verschiedene Solos für Violino e Violoncello für den Fürsten von Fürstenberg.

* Verschiedene Solos für Viola di Gamba e Flauto für den Herzog Ludwig von Würtemberg.

6 Violin-Conzerte davon 5 im Nachlaß und 2 nebst 1 Rondo in Offenbach gestochen sind.

3 Flöten-Solos nämlich 1 Conzert in G u. 1 Andante in C u. 1 Rondo in D, in Leipz. u. Offenb. erschienen.

1 Clarinett-Conzert in A. Ao.

1791 für Herrn Stadler

geschriebenOffenbach, Andre.

1 Fagott-Conzert in B.Offenbach, Andre.

7 Horn-Conzerte, davon 6 im Nachlaß und 3 in Offenbach gestochen sind.

*1 Trompeten-Conzert. Ao. 1768, bey Einweihung der P. Parhammerschen Waisenhauskirche in Wien aufgeführt.

* Viele Stücke für 2 Clarini, 2 Corni und 2 Corni di Bassello.

* Aufzüge für Trompeten und Pauken.

29 Clavier-Conzerte, worunter 1 für 2 Claviere. 15 sind im Nachlaß und alle in Wien, Offenb. u. Leipz. gestochen.

1 Quintett für Armonica,

Viola, Violoncello, Flauto

ed Oboe, für Melle.

Kirchgeßner componirt,Leipzig, Breitkopf.

1 dito conzertant in Es

für Clavier, Oboe, Clarinetto,

Fagotto e CornoWien, Mollo.

1 dito nebst Quartett und Sonate für 2 Claviere.

7 Quartetten für Clavier, Violino, Viola e Basso. (Davon 5 im Nachlaß) in Wien, Offenbach, Leipzig und Paris erschienen.

29 Trios für Clavier, Violino e Violoncello. (Oft sind Blasinstr. statt der Violine angewandt.) 23 im Nachlaß. idem wie oben.

34 à 40 Sonaten für Clavier davon 5 vierhändig, (16 sind von 1764–1766 comp.) Ueberall gestochen.

1 Sonate und 1 Fuge für zwey Claviere (im Nachlaß).

30 à 40 Themas mit Variationen für Clavier zu 2 und 4 Händen, davon manches aus seinen jüngern Jahren Uberall gestochen.

Eine Menge Rondos und Solos für's Clavier (davon 35 im Nachlaß). idem wie oben.

* Zwey Bücher mit verschiedenen Clavierstücken, die er in Paris, London, Holland u.s.w. nach und nach comp.

*1 Fuge für Clavier.

Es fand sich auch in seinem Nachlasse

1 kurzgefaßte Generalbaß-Schule, oder Fundament des General-Basses, die äußerst gehaltvoll seyn soll, und eine Anzahl von mehr oder minder ausgeführten Fragmenten und Entwürfen für Gesang und Instrumental-Musik, worüber von Abbe Max. Stadler ein merkwürdiges Register existirt.


Obiges Verzeichniß ist so annähernd als möglich abgefaßt worden, indessen muß Mozart noch viel componirt haben, das hier nicht angegeben ist, da er mancherley, ohne eine Copie für sich zu behalten, an Freunde verschenkte. Davon liegt nun Vieles in Han den von Kunstfreunden verborgen, manches mag auch verloren gegangen seyn. Mit Inbegriff der Fragmente und Entwürfe zählt man über 800 Stucke, die Mozart schrieb, von denen viele, wie z.B. seine Messen und Opern, so sehr bedeutend sind. Wer staunt nicht ob der unendlichen Fruchtbarkeit dieses Geistes, zumahl wenn die kurze Lebensdauer in Anschlag gebracht wird.


Wiegenlied von W.A. Mozart

Zweite Abtheilung

Fußnoten

1 Als angenehmes Gegenstück zu diesem erfreulichen Bilde möge hier folgende Anekdote von Joseph Haydn Platz finden:

Die Mozart'sche Oper Don Juan wollte im Anfang zu Wien nicht sonderlich gefallen. Als sie ein oder zweymal dort aufgeführt worden war, hatte der kunstliebende Fürst R. eine zahlreiche Gesellschaft bey sich versammelt. Die Musikfreunde der Hauptstadt waren zugegen, auch Joseph Haydn; Mozart war nicht gekommen. Man sprach viel über die neue Oper, lobte einiges daran, tadelte vieles. Als sich alle Herren und Damen sattsam darüber ausgeschwatzt hatten, forderte man auch Vater Haydn, der bisdahin bescheiden geschwiegen hatte, auf, sein Urtheil darüber zu sagen. Er antwortete mit seiner gewöhnlichen Behutsamkeit: Ich kann den Streit nicht ausmachen; aber das weiß ich, setzte er lebhaft hinzu, daß Mozart der größte Componist ist, den die Welt jetzt hat. – Da schwiegen alle Herren und Damen.


2 Gerber sagt in seinem Lexikon, daß Madame Mozart bey der Aufführung der Werke ihres Gatten auf dieser Reise oft eine Singrolle übernahm. Sie soll aber im Gesange ihrer Schwester, der berühmten Sängerinn Lauge, bey weitem nicht gleichgekommen, dessen ungeachtet aber überall um ihres verstorbenen Mannes willen freundlich aufgenommen worden seyn.


3 Den Baron van Swieten, für dessen Privatconzerte er manches Werk des berühmten Händels nach dem Geschmack der Zeit neu instrumentiren mußte, und der ihm oft von seinen eigenen Compositionen zur Begutachtung zu übersenden pflegte.


4 In Mozart's Nachlaß hat sich ein naives höchst freundliches Wiegenlied befunden, welches wir diesem Neujahrsgeschenke als musikalische Zugabe beylegen.

Quelle:
Anonym (= Ziegler, Leonard): Biographie von Wolfgang Amadeus Mozart, in: XXI. Neujahrsgeschenk an die Zürcherische Jugend, Zürich [1833].
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