Viele

1. Bei vielen überkommt der Bettler viel.


2. Der Viele soll man weichen.Gruter, I, 18.

Lat.: Cedendum multitudini. (Egenolff, 301a.)


3. Der vielen dient, dient niemandt.Gruter, I, 18; Eyering, 575.


[1637] 4. Ihrer viele wissen viel.

Sprichwort Kaiser Heinrich's IV. (Em. Veith, Anfänge der Menschenwelt, Wien 1865.)


5. Mit vielen fechte, mit wenigen berathe.


6. Mit vielen gehe zum Streite, mit wenigen zum Rathe.


7. Mit vielen ist gut rathen, aber böse zu schliessen.


8. Mit vilen sol man die feind schlagen, mit wenig zu rath.Franck, I, 85b; Gruter, I, 60.


9. Vêl könnt ên helpen, aber ên kann vêl ni helpen.Hauskalender, I.


10. Viel gewinnen einem leicht ab.Gruter, III, 87.


11. Viel stossen den schämel vnter die Banck. Gruter, III, 88.


12. Viel thun mehr werck als Einer.Henisch, 847, 30.


13. Viele geben viel.


14. Viele können einem helfen.Simrock, 10963.

In Ostfriesland: Völ könt ên helpen. (Bueren, 1206.)


15. Viele können (haben) mehr denn einer.Simrock, 10964.


16. Viele können (wissen) viel, niemand alles. Geiler, Alsatia, 1862-67, 442; Blum, 345; Graf, 414, 98; Braun, I, 4784.

Lat.: Multi multa sciunt, nemo omnia. (Eiselein, 620.)


17. Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.

Frz.: Il y a beaucoup d'appelés, mais peu d'élus.


18. Viele spielen, aber nur Einer kann gewinnen.Körte, 6514.

Um zu sagen, dass das Spiel nur Wenigen wohl will.


19. Viele thun wol, was einer allein unterliesse. Graf, 305, 137.

Wie vereinigte Kräfte mehr Gutes schaffen können, als eine vereinzelte, so werden sie auch desto gefährlicher, wenn sie auf ein Verbrechen gerichtet sind; daher wird die Theilnahme an einem Verbrechen so streng bestraft. »Vele Dohn woll, dat einer allein wol under wegen lethe.« (Normann.)


20. Viele wissen viel, aber keiner hat ausgelernt.


21. Viele wissen viel, sich selbst aber niemand. Körte, 6312; Körte2, 7926.


22. Viele wollen nit arm sein, aber sie suchens. Sutor, 132.


23. Viele zur Hülfe, wenige zum Rathe.Körte, 6307; Braun, I, 4785; Venedey, 167.


24. Vielen soll man weichen, aber zum Bösen nicht folgen.Petri, II, 111; Lehmann, 806, 1.


25. Vieler Zugriff hält ein Schiff.Körte, 6313.


26. Vil haben zu uil, niemandt genug.Gruter, I, 68; Egenolff, 323a; Schottel, 1125a; Sutor, 631; Eiselein, 620; Mayer, I, 346; Körte, 6311.

Dän.: Mange have for meget, men ingen nok. (Prov. dan., 181.)

Lat.: Largitio non habet fundum. (Cicero.) (Binder II, 1631; Philippi, I, 220.) – Non est in mundo dives, qui dicat abunde. (Eiselein, 620.)


27. Vil tragen leychter dan ainer.Hauer, Liij4.


28. Vil wissen vil, aber sich selbs nit.Franck, I, 161a.


29. Völ aver ên sünd Mördners.Hauskalender, I.


30. Wo viele, halte still.Körte, 6309.


31. Wo viele mit hand anlegen, da gehet das Werck wohl von statten.Ritzius, 450.

Lat.: Multae manus onus levius reddunt. (Suringar, CXXI.)


[Zusätze und Ergänzungen]

32. Viel seind, die uns meiden, nur wenig, die uns kleyden; doch wern der Neider noch so viel, so geschieht doch, was Gott haben will. Keil, 65.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1792.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Apuleius

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.

196 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon