Warm

1. Halt dich warm, füll nicht zu sehr den darm; mach dich der Greten nicht zu nah, wilt du alt werden vnd graw.Lehmann, 50, 41 u. 304, 35; Grubb, 845.


2. Halt dich warm, so freust (friert) dich nit. Hofmann, 31, 57.


3. Hesch warm? so schlief in Darm.Sutermeister, 11.

Eine Anzahl sprichwörtlicher Fragen mit ihren Antworten dieser Art sind a.a.O. zusammengestellt und lauten: Hesch kalt? So schlief in e Spalt. Hesch heiss? So schlief in e Gaiss. Hesch eberecht? So schlief in e Metzgerkneht. Hesch wie welle? Schleck de Chelle. Witt e Zwätschg? Bist e Häx.


4. Heut' is viel warm i mei Haus, sagte jener, als es brannte. (Oberlausitz.)


5. Von aussen warm und innen warm macht gesund den kranken Darm.

Empfiehlt Wärme (Einreibung des Unterleibs und Genuss von warmen Getränken) bei Krampf, Durchfall u.s.w.

6. Warm ist das Leben, kalt ist der Tod.Eiselein, 627; Simrock, 11185.

Frz.: On la tenu long tems sur la sellète. (Kritzinger, 642b.)


7. Warm vnd süsse begert Frawen gemüte.Henisch, 402, 48.


8. Was schnell warm wird, wird rasch kalt.

Schwed.: Bråhett swalkas snart. (Wensell, 10.)


9. Wenn dir warm ist, denk' an den, der arm ist.


*10. Da geht's warm her. (Oberösterreich.)

Da gibt es etwas zu gewinnen; da wirft's was ab, trägt's was ein.


*11. Dat is nett so warm as 'n Haarbü'l (der alte Zopf).Kern, 1033.


*12. Dui kann em warm mache(n). (Ulm.)


*13. Einen warm halten.


*14. Er bläst warm und kalt aus Einem Munde.Simrock, 11186.


*15. Er is so warm wie a Krappel1. (Breslau.)

1) Krapfen, Pfannkuchen.


*16. Er ist warm, aber nicht wie der Sommer; sie ist gut, aber nicht, wie die Mutter (Poln.)

*17. Er ist weder warm noch kalt.Offenb. Joh. 3, 15; Schulze, 296; Tappius, 276.

Unentschieden, nicht halb noch ganz, nicht gehauen, nicht gestochen.

Frz.: Il n'est bon ni à rôter ni a bouillir. (Masson, 85.) – Il n'est ni chair, ni poisson.

Lat.: Homo nullius coloris. (Plautus.) (Binder II, 1326; Masson, 85.)

Schwed.: Han är hvarken warm eller keel. (Grubb, 312.)


*18. Er muess warm werde(n) wie a Postgaul. (Ulm.)


*19. Et äs wôrem wä än em Backuewen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 191.


*20. Et es so warme, dat de Kraigen omme Tune gapet.Woeste, 91, 217.


[1784] *21. He sitt warm un wêk. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 40, 97.

Ist im Wohlstande.

Frz.: Il est à la paille jusqu'au ventre (jusqu'aux yeux). (Kritzinger, 499a.) – Il vogue en pleine mer. (Kritzinger, 451b.)

Lat.: Bene loculis, bene scrinio. (Philippi, I, 58.)

*22. Hei sitt der (da) wärm in. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 11.

Befindet sich im Wohlstande.


*23. 'S ies worm, wie in anner Bod-Stube.Robinson, 839.


*24. Se is dor nog nig warm worden.Dähnert, 539b.

Ist nur kurze Zeit dort gewesen.


*25. So weit er warm ist.

Holl.: Zoo wijd hij warm is. (Harrebomée, II, 436b.)


*26. Warm vnd kalt auss einem munde blasen. Franck, II, 102b; Luther, 51 u. 310; Eyering, I, 18; Sutor, 723; Eiselein, 476; Körte, 6437; Körte2, 8088; Braun, I, 2807.

Der Doppelzüngler. (S. Mantel 68 und Politikus 5.)

Frz.: Souffler le chaud et le froid.

Lat.: Uno ore calidum et frigidum efflare. (Egenolff, 298a.)


Schwed.: Blåsa warmt och kalt ur en mun. (Grubb, 51.)


*27. Wârm vor der Blässe (Stirn) weren. (Westf.)

Schwül, warm im Kopfe.


*28. Warm wie Eisen.Schottel, 1116a.


*29. Warm (und heiss) wie man die Pastetlein frisst.

»Auff solchs gleich in frischer that, also warm vnd heiss, wie man die Pastetlin frisst, schafft er jhm einen Supermagister.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 256.)


*30. Zu warm ins Zeug hält nicht an.

Frz.: Ce qui est violent ne dure pas. (Cahier, 1839.)


[Zusätze und Ergänzungen]

31. Wer selber nicht warm ist, kann andere nicht erwärmen.

It.: Chi non arde, non incende. (Cahier, 2806.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Jean Paul

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch

Als »Komischer Anhang« 1801 seinem Roman »Titan« beigegeben, beschreibt Jean Paul die vierzehn Fahrten seines Luftschiffers Giannozzos, die er mit folgenden Worten einleitet: »Trefft ihr einen Schwarzkopf in grünem Mantel einmal auf der Erde, und zwar so, daß er den Hals gebrochen: so tragt ihn in eure Kirchenbücher unter dem Namen Giannozzo ein; und gebt dieses Luft-Schiffs-Journal von ihm unter dem Titel ›Almanach für Matrosen, wie sie sein sollten‹ heraus.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon