Sechstes Bruchstück

Das Rechte Werk

[67] 274

Das rechte Werk, Asketenwerk,

Es ward geheißen höchstes Gut;

Doch wann der Pilger hinter sich

Das Haus gelassen, heimatlos,


275

Und dann noch schelten, streiten mag:

Ein Mensch, der gern Verdruß erregt,

Ist übel mit dem Leben dran,

Sich selber lädt er Unrat auf.


276

Ein Mönch, der hadert, widerspricht,

In tiefem Dunkel geht er um:

Gleich offenbar, er merkt es nicht,

Was uns der Meister klar gezeigt.


277

Verstören wo man einig ist,

Unwissend an der Stirne stehn:

Den eignen Makel merkt er nicht,

Die Fährte wo hinab er sinkt.


278

Geraten auf den Abweg hin,

Von Schoß zu Schoße, Nacht zu Nacht,

Mißraten eilt er hin, der Mönch,

Verderben nach dem Tode zu.


[68] 279

Wie voll ein Pfuhl von Jauche wird,

Ein Jahr lang wenn das Volk ihn füllt,

So böte sich ein solcher dar:

Wer bliebe sauber, dem gesellt?


280

Wer also euch erscheinen mag,

Ihr Mönche, wer am Hause klebt

Und übel eifert, übel will

Und übel weilt und also wirkt:


281

Da sollt ihr alle einig sein,

Ihn weisen weit hinweg von euch,

Verbannen baldig so Krakeel,

Von seinem Schlamme kehrt euch ab.


282

Die Schwätzer meiden mögt ihr dann,

Unbußhaft die wie Büßer tun,

Die Übeleifrer bannen fort,

Ihr Übelweilen, Übelwerk.


283

Gesellt den Reinen, selber rein,

Bereitet euch besonnen vor;

Einhellig worden, heiter schon,

Das Leiden werdet enden ihr.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 67-69.
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