Scena V.

[182] Perseus, Didas, Lurco, zugleich.


PERSEUS. Was sagstu Dida, hastu dich so höchlich bemühet die allerschönste Eudociam zur Liebe vnd Freundtschafft gegen mir zu bewegen?

DIDAS. Ja warlich / durchleuchtigster Printz / ich habe mir vnter allen Geschefften keines so hoch vnd fleissig angelegen seyn lassen / alse wie ich das Steinharte Hertz dieser vortrefflichen Jungfrawen erweichen / vnd zu E[wer] D[urchleuchtigkeit] Willen bereden möchte / bin aber leider / leider / dermassen vnglückselig gewesen / daß ich bey jhr auch weiniger denn nichtes außrichten können / welcher vnbeweglicher vnnd steiffer Sinn nirgends anders hero rühret (wie ich denn solches kurtz hernach vernommen) alß daß sie sich vnd jhre Liebe eintzig vnd alleine dem Printzen Demetrio ergeben / deme sie auch ewige Trewe soll geschwohren haben / Dannenhero leichtlich zu vermuhten / daß man sie schwerlich von jhme werde reissen können / es sey denn daß der Printz Demetrius hinweg geschaffet / vnnd andere Ohrter verschicket werden.

PERSEUS. O Weh mir vnglückseligsten / O weh mir elendesten Creatur auff Erden! Verfluchet sey die Stunde / in deren ich meiner bitteren Liebe einen Anfangk gemachet habe / Verfluchet sey mein leichtfertiger Bruder Demetrius, der das Hertz der allerschönsten auff Erden zu sich hat gerissen! Verfluchet sey alles das jenige so mich hindert / daß ich der vortrefflichsten Eudocia? Liebe nicht kan geniessen! O Wehe mir / wehe mir! Demetri, du must von meinen Händen sterben / oder ich arbeitseliger muß meinem elenden Leben eine erbärmliche Endtschafft geben.[183]

LURCO. Durchleuchtigster / hochgebohrner / vnüberwindtlichster Printz / allergnedigster Fürst vnd Herr / die Götter wollen ja nicht zugeben / daß ein solcher hochberühmbter Heldt / dessen gleichen man anjetzo im gantzen Macedonischen Reiche / ja im gantzen Griechenlande / ach was sage ich von Griechenlande / in der gantzen weiten vnd breiten Welt nicht kan finden! eines so erbärmlichen Todes solte sterben? Viel hundert tausentmahl lieber wolte ich wünschen / daß der leichtfertiger Demetrius mit seinem gantzen Anhange vor alle Teuffel hinweg wehre. Vnd fürwahr das muß seyn / Demetrius soll vnd muß weichen / ich will Raht vnd That dazu geben / so lange ich einen warmen Blutstropffen beym Hertzen habe. Jch zwahr halte es davor / es müsse die Eudocia ja gentzlich bezaubert seyn / daß sie jhre Liebe vnd Freundtschafft viel ehe vnd lieber dem elenden Demetrio, alß eben E[wer] D[urchleuchtigkeit] hat geben wollen. Denn wer weiß nicht daß E[wer] Durchleuchtigkeit / vnter allen Fürsten der schöneste / vnter allen Kriegeshelden der tapfferste / vnter allen jhren Rähten der klügeste / vnter allen Colonellen vnd Obristen der berühmbteste / ja vnter allen so da leben / der edelste / mechtigste / reichester vnd vortrefflichster Potentat der gantzen grossen vnd weiten Welt ist.

PERSEUS. Du redest zwahr mein liebster vnnd getreuester Diener Lurco an diesem allem die Warheit / es ist aber nicht genug / daß wir bloß solches alles wissen / wir müssen vornehmlich dahin bedacht seyn / wie wir Demetrium vom Hoffe hinweg schaffen / derowegen / mein getrewster Freundt Dida, ich jhn hiemit abermahl auff daß fleissigste will ermahnet haben / mir einen guten vnnd getrewen Raht mit zutheilen / wie doch die Sache recht sey anzufangen / vnd denn auch zum gewünscheten Ende zu bringen.[184]

DIDAS. Durchleuchtigster Printz / gnedigster Herr / den allerbesten Raht / welchen ich in dieser so wichtigen Sache / E[wer] Durchl[euchtigkeit] kan suppeditiren vnd mittheilen / ist dieser / daß man Jhre Königl[iche] Majestätt dahin berede / daß weil sie nun ein grosses vnd mechtiges Kriegesheer bey einander haben / sie auff das schleunigste jhre Gesandten zu den Römeren abfertigen / selbigen einen betrieglichen / doch gleichsahm ewigwehrenden Frieden anbiehten / vnd zu mehrer bekrefftigunge solcher Pacification, jhnen sein Sohn Demetrium vor einen Geisel oder Bürgen præsentiren lasse / biß daß sich andere vnd bequeme Mittel / den Krieg wieder sie die Römer fohrt zusetzen / ereuge. Dieses wird warlich / das einige / beste vnd sicherste Mittel seyn / den Printzen Demetrium gantz vnnd gahr von Hoffe hinweg zuschaffen.

PERSEUS ümbfähet Didam. O Dida, Dida, mein allergetrewester Freundt / was soll ich jhme doch beydes vmb diese vnd viele andere trewlich geleistete Dienste vnnd Gutwilligkeit vor eine gnugsahme Vergeltung thun? Jch hette fürwar in alle Ewigkeit keinen besseren Raht gewust zuerdencken / nun wollan / ich zweiffele nicht meinen Herren Vater mit leichter vnd geringer Mühe zu diesem Wercke zubereden.

LURCO. Ja warlich / dieser Raht ist vber die masse gut / was gilts / der Demetrius soll bald marchiren. Perseus aber / die Krohne vnnd Zierde aller Königlichen Printzen vnnd tapfferen Helden / wird die eintzige Sonne vnd Liecht dieses Hoffes bleiben / er allein muß die schönste Eudociam zur Liebhaberin überkommen ach was werden wir alßdenn manche Nacht in höchster Fröligkeit verzehren.

DIDAS. Jch zweiffele durchauß nicht / die Götter werden vns in diesem vnseren Vorhaben dergestalt beystehen / daß alle vnsere Sachen nach Wunsch vnd Willen ergehen werden.[185] Aber die Sache will gantz vnd gahr keinen Verzug leiden / wir müssen darmit auff das schleunigste fohrtzufahren vns befleissigen.

PERSEUS. Ja warlich Dida du redest recht / es verlanget mich auch von Hertzen / biß vnser Anschlag ins Werck gerichtet werde / darumme wollen wir nun eiligst hinein gehen / vnsere Meinung auff daß förderlichste dem Könige zu entdecken.


Quelle:
Johann Rist: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1972, S. 182-186.
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