2344.

[2243] 1.

Honig aus dem schönsten Seiten-höhlgen ist mein einzger freuden-wein, davon legt das sünd'ge Lamms-gemählgen sich so gerne vorrath ein. Lämmlein tausend Magdalenen-küsse nimm von mir vom haupt bis auf die füsse; jedes häutlein, härelein, jeder schweiß-tropf nehm das sein.

2.

Küsse, ja verliebte ehe-küsse gaben wir uns still und sacht; aber Höhlgen! zukker-honig süsse, du hasts närrlein1 ganz gemacht, da du's einmal an dich attachiret, und sein wundtes herze so frappiret und so in dich nein geküßt, daß es nicht mehr bey sich ist.

3.

Und nun, gloria dem Seiten-höhlgen! daß ich armes sünderlein soll ein blut-bedürftigs menschen-seelgen und kein heilger engel seyn, wenn ich habe, schmekke, fühle, rieche, und dir bis ins eingeweide krieche, so vergeß ichs sehen schon, bis zur operation.

Fußnoten

1 Matth. 11, 25.


Quelle:
Nikolaus Ludwig von Zinzendorf: Ergänzungsbände zu den Hauptschriften, Band 2, Hildesheim 1964, S. 2243.
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