118. Münchener Staatsbibliothek.

[215] Mannheim 24. Nov. 1778.

Monsieur le Baron.55

Ich habe Ihnen schon zweimal aufwarten wollen, aber niemalen das Glück gehabt Sie anzutreffen; gestern waren Sie zu Hause, ich konnte Sie aber nicht sprechen. Daher bitte ich Sie um Verzeihung daß ich Ihnen mit etlichen Zeilen lästig fallen muß, indem es für mich sehr dringend ist, daß ich mich Ihnen erkläre. – Herr Baron! Sie kennen mich, ich bin nicht interessirt, besonders wenn ich weiß daß ich im Stande bin einem so großen Kenner und Liebhaber der Musik wie Sie sind einen Gefallen zu erweisen. Im Gegentheil weiß ich auch, daß Sie ganz gewiß nicht verlangen werden, daß ich hier Schaden haben sollte; – mithin nehme ich mir die Freiheit nun mein letztes Wort in dieser Sache zu reden, indem ich unmöglich auf ungewiß mich länger aufhalten kann. Ich verbinde mich um 25 Louisd'or ein Monodrama zu schreiben, mich zwei Monate noch hier aufzuhalten, Alles in Ordnung zu bringen, allen Proben beizuwohnen etc., jedoch mit diesem Beisatz, daß, es mag sich ereignen was nur will, ich zu Ende Januars meine Bezahlung habe. Daß ich mir ausbitte im Spectakel frei zu sein versteht sich von selber. Sehen Sie, mein Herr Baron, daß ist Alles was ich thun kann. Wenn Sie es recht überlegen, so werden Sie sehen daß ich gewiß sehr discret handle. Was Ihre Oper betrifft, so versichere ich Sie, daß ich sie von Herzen gern in Musik setzen möchte. Diese Arbeit könnte ich zwar nicht um 25 Louisd'or übernehmen, das werden Sie selbst zugestehen; denn es ist (recht gering gerechnet) noch einmal soviel Arbeit als ein Monodram; – und was mich am meisten davon abhalten würde, wäre daß, wie Sie mir selbst sagten, schon wirklich Gluck und Schweitzer daran schreiben. Doch setzen wir daß Sie mir 50 Louisd'or dafür geben wollten, so würde ich es Ihnen als ein ehrlicher Mann ganz gewiß abrathen. Ein Oper ohne Sänger und Sängerinen – was will man denn da machen! Uebrigens wenn dieser Zeit ein Aussehen[216] ist, daß man sie aufführen kann, so werde ich mich nicht weigern Ihnen zu Liebe diese Arbeit anzunehmen; – denn sie ist nicht klein, das schwöre ich Ihnen bei meiner Ehre. – Nun habe ich Ihnen meine Gedanken klar und aufrichtig erklärt: nun bitte ich um Ihre Entschließung. –

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An den Freiherrn Heribert von Dalberg.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 215-217.
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