208. Mozarteum.

[387] Wien 19. Oct. 1782.

Ich muß schon wieder in Eile schreiben; ich verstehe nicht, sonst habe ich Freitags nach Tisch schon allzeit richtig einen Brief von Ihnen gehabt, – jetzt mag ich schicken wie ich will, so bekomme ich ihn doch erst am Samstag Abends. Wegen meiner Oper ist es mir sehr leid, daß Sie so viele Mühe damit haben. – Ja wohl habe ich, und zwar zu meiner großen Freude (denn Sie wissen wohl daß ich ein[387] Erz-Engelländer bin) Engellands Siege gehört!81 – Heute ist der russische Hof wieder abgereist, letzthin wurde ihm meine Oper gegeben, wo ich für gut befunden, wieder an das Clavier zu gehen und zu dirigiren; theils um das ein wenig in Schlummer gesunkene Orchester wieder aufzuwecken, theils um mich (weil ich eben hier bin) den anwesenden Herrschaften als Vater von meinem Kinde zu zeigen. – Mein liebster Vater! ich muß Ihnen gestehen, daß ich es kaum erwarten kann Sie wieder zu sehen, und Ihre Hände zu küssen; – wollte auch aus diesem Triebe bis 15. November als an Ihrem Namenstage in Salzburg sein; allein – nun fängt die beste Zeit hier an. Die Herrschaften kommen vom Lande, und nehmen Lection. Die Academien fangen auch an; bis die ersten Tage Dezember müßte ich doch wieder in Wien sein. Wie hart würde meinem Weibe und mir eine so baldige Abreise sein. Wir möchten halt lieber länger die Gegenwart unseres lieben Vaters und unserer lieben Schwester genießen! Nun kömmt es auf Sie an, ob Sie uns gerne auf lange oder kurze Zeit haben? – Wir dächten das Frühjahr bei Ihnen zuzubringen. Meinem lieben Weibe darf ich Salzburg nicht nennen, so ist sie schon ganz vor Freude außer sich! – Der Balbier von Salzburg (und nicht von Sevilla) war bei mir, und richtete mir schöne Grüße von Ihnen, von meiner Schwester und von der Katherl aus.

81

Bei Gibraltar im September 1782 gegen die mit unerhörten Mitteln von der Land- wie Seeseite zugleich stürmenden Spanier.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 387-388.
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