53.

[86] Mayland den 8ten Dec: 1770


Heut ist nach bethleitten die 2te Recitativ Probe. Die erste Probe gieng so gut, daß man nur ein einzigs mahl die feder in die hande nahm um einen einzigen buchstaben zu ändern und della in dalla zu verändern. Dieß machte dem Copisten Ehre, und bey allen erweckte es verwunderung: indem man sonst (wie alle sagten) an allen [86] Orten eine erstaunliche menge worte und Notten ändern muste. Ich wünsche, daß es bey den Instrumentalproben auch so gehe, die, da Du diesen brief empfängst, vielleicht schon werden angefangen haben. so viel ich ohne vätterliche Partheylichkeit sagen kann, finde, daß er die opera gut, und mit viellem Geist geschrieben hat. Die Sänger sind gut. Nun kommt es aufs orchester an; und letzlich auf die Caprice der zuhörer. folglich kommt auch vieles aufs glück an, so wie in einer Lotterie. Was die Neapo: Strimpf betrift, so sage dem h: von Mölk, nebst meiner gehors: Empf:, daß die weissen Neapt: Strimpf zwar stark, aber gar nicht schön sind. desswegen werden die meisten schwarz gefärbt. und ich zweifle gar nicht, er wird sie bey h: Kerschbaumer finden. hätte er mir, da in Neapl war, einige meldung gemacht, so würde ihn bedient haben. doch, wie gesagt, die weissen sind grob, wie er, wenn nach Hauß komme, sehen wird, denn ich trage einige. schwarze findet man aller orten; ob sie aber würklich vonNeapl sind, ist eine andere frage. sie sind halt von einer gewiß gedröhten seiden gemacht, und das kann man aller orten nachmachen. was meinen Bruder betrift, kannst du durch h: Hagenauer anstalt machen, daß ihm h: Provino, oder iemand anderer einen duccatten in deinem Nahmen giebt, als wenn du es für Dich selbst, ohne mich, ihm geben liessest. ich werde es gleich ersetzen. ich schreibe dieß in Eyl. wir küssen euch viel 10000000 mahl und bin dein alter

Mozart


wir empfehlen uns allen guten freunden und freundinen, inn und ausser dem Hauße. du warst mit meinem Bruder generose1! dann itzt habe ich deinen brief erhalten.

Fußnoten

1 Näheres hierüber im Brief vom 2. Februar 1771.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 87.
Lizenz:
Kategorien: