VIII. Die Zauberflöte. (Il flauto magico.)

[31] Ein Besuch, den der Schauspiel-Director Emanuel Schickaneder Mozart am 7. März 1791 abstattete, rief die »Zauberflöte« ins Leben. Schickaneder veranlasste den ihm nahe befreundeten Tondichter das von ihm verfasste Libretto zu componiren und Mozart machte sich frohgemuth an die Arbeit. Am 30. September desselben Jahres ging die »Zauberflöte« im k. k priv. Theater auf der Wieden zum ersten Male in Scene und der grosse, unbestrittene Erfolg, der dem Werke zu Theil wurde, vergoldete die letzten Lebenstage des Meisters, der nur allzubald im [31] blühendsten Mannesalter, am 5. December 1791, der Welt und seiner Kunst entrissen werden sollte.1

Die Hofbühne erschloss sich der »Zauberflöte« erst im Jahre 1801. Am Dienstag den 24. Februar erwähnten Jahres wurde, wie der Theaterzettel meldet:


Im k.k. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore


Von den k.k. Hofoperisten aufgeführet


zum erstenmal


»Die Zauberflöte«.


Eine große Oper in zwey Aufzügen.


Personen.


SarastroHr. Weinmüller

CaminoHr. Neumann

SprecherHr. Rösner

Zweiter PriesterHr. Stengel

Dritter PriesterHr. Heller

Königin der NachtMad. Rosenbaum

Pamina, ihre TochterMlle. Saal

1. DameMlle. Lefevre

2. DameMad. Ascher

3. DameMlle. Gaßmann

Ein altes WeibMad. Rösner

PapagenoHr. Schüller

Monostratos, ein MohrHr. Lippert

1. SklaveHr. Wallaschek

2. SklaveHr. Brighda

3. SklaveHr. Korner.

Drei Genien, Priester, Sklaven, Gefolge.


Die Musik ist von weiland Amad. Mozart.


Die Decorationen sind alle neu von Herrn Sacchetti, in Diensten der k.k. Hoftheater-Direction, Mitglied des freien Collegiums der Malerei zu Venedig

und akademischen Professor daselbst zu

dieser Oper gemacht.


Mlle. Saal, Mad. Römer, Herr Schüller und Herr Rösner werden heute als wirkliche Mitglieder der

kais. deutschen Oper in den oben angezeigten

Rollen aufzutreten, die Ehre haben.


Die Bücher sind bei der Kasse für 17 Kreuzer zu haben.


[32] Die »Zauberflöte« wurde im Kärnthnerthor-Theater bis 17. Mai 1869: 285 Male, im neuen Opernhause vom 1. September 1869 bis 19. April 1896: 122 Male aufgeführt; wir zählen sonach bisher 407 Vorstellungen der Oper.

Wir erinnern an einige bemerkenswerthe Rollenbesetzungen:

Am 11. Jänner 1842 (Neuscenirung) sangen: Staudigl den Sarastro, Draxler den Sprecher, Gehrer den ersten, Forstner den zweiten Priester, Mad. von Hasselt-Barth die Königin der Nacht, Karoline Mayer die Pamina, die Damen Rosetti, Kern und Notter die drei Damen, Erl den Tamino, Just den Papageno, Pfister den Monostratos, Dlle. Treffs die Papagena, Haller und Fernau die beiden Sklaven.

Am 14. August 1852 (Neuscenirung):

Draxler den Sarastro, Frl. Liebhardt die Königin der Nacht, Frl. Ney die Pamina, die Damen Schwarzbach, Engst und Therese Schwarz die drei Damen, Ander den Tamino, Hochheimer den Papageno, Frl. Rosa Schwarz die Papagena, Radwaner den Sprecher, Swoboda den Monostratos, Reinhold den ersten Priester, Hrabanek, Rosa und Andre die drei Sklaven, die Damen Plain, Prause und Lutz die drei Knaben.

Schliesslich seien die Besetzungen am 1. September 1869 (erste) und 19. April 1896 (bisherige letzte Aufführung im neuen Hause) angeführt:


SarastroHr. Rokitansky–Hr. Reichenberg

Königin der NachtFr. Wilt–Frl. Lehmann

PaminaFr. Dustmann–Fr. Forster

1. DameFrl. Siegstedt–Frl. Mora

2. DameFr. Materna–Fr. Ehrenstein

3. DameFrl. Gindele–Fr. Kaulich

TaminoHr. Walter–Hr. Müller

PapagenoHr. Mayerhofer–Felix

PapagenaFrl. Hassa–Fr. Wallnöfer

SprecherHr. Hrabanek–Hr. Neidl

MonostratosHr. Pirk–Hr. Schmitt

[33] Ein PriesterHr. Campe–Hr. Stoll

1. KnabeFrl. Benvenuti–Fr. Elizza

2. KnabeFrl. Pastet–Frl. Litschka

3. KnabeFrl. Gattner–Frl. Hallwich.


Bei der vorletzten Vorstellung der Zauberflöte am 26. Jänner 1896 hatten Herr Grengg den Sarastro, Frl. Lederer die 2. Dame, Herr Dippel den Tamino und Herr Ritter den Papageno gesungen. Die übrige Besetzung war die gleiche gewesen.

Fußnoten

1 Im Wiener Diarium von Jahre 1791 in Nr. 99, Seite 3162 wird Mozart unter den Verstorbenen, wie folgt, erwähnt: »Den 5. December in der Stadt: Herr W. Amad. Mozart, k.k. Capellmeister und Kammercompositeur, alt 36 Jahre, in der Rauhensteingasse Nr. 970.« Der Auszug aus dem Sterbeprotokoll lautet: »Den 6. December 1791. Der Titl. Herr Wolfang Amadeus Mozart, k.k. Capellmeister und Kammer-Compositeur in der Rauhensteingasse im kleinen Kaiserhause Nr. 970, am hitzigen Frieselfieber beschaut, alt 36 Jahr. Im Freydhof G. St. Marx III Classe in der Pfarre bey St. Stephan bezahlt 8 fl. 56 kr.; Wagen 3 fl. –.«


Quelle:
Albert Josef Weltner: Mozart's Werke und die Wiener Hof-Theater. Wien 1896, S. 34.
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